Kältegefühl ist die Art des Körpers, dir mitzuteilen, dass du dich bewegen oder einen Pullover anziehen solltest. Wenn du ohne ersichtlichen Grund fröstelst – am ganzen Körper, an Händen und Füßen oder an einem anderen Körperteil –, kann dies auf ein gesundheitliches Problem hindeuten. Frauen sind aufgrund natürlicher physiologischer Prozesse oft empfindlicher gegenüber Kälte.
Die Thermoregulation ist äußerst wichtig. Wenn die innere Körpertemperatur unter oder über den Normalbereich fällt, muss der Körper viel härter arbeiten, um die anderen Systeme zu regulieren. Wenn du dich oft wärmer oder kälter fühlst, als es angenehm ist, solltest du deinen Gesundheitszustand überprüfen lassen.
Die Kerntemperatur eines gesunden menschlichen Körpers liegt bei 36,4–37,2 °C (97,5–98,9 °F). Sie schwankt im Laufe des Tages auf natürliche Weise im Zusammenspiel mit deinem zirkadianen Rhythmus, also deiner inneren Uhr, die deinen Schlaf- und Essrhythmus steuert. Während des Schlafs kühlt der Körper um 1–2 Grad ab und steigt einige Stunden vor dem Aufwachen wieder an, um sich auf die täglichen Aktivitäten vorzubereiten.
Die Körpertemperatur steigt und fällt außerdem als Reaktion auf Bewegung und Sport, Hormone und den Menstruationszyklus, Aktivität des Immunsystems sowie externe Umweltfaktoren.
Ignoriere das Kältegefühl nicht, selbst wenn andere im Raum sich wohl oder sogar zu warm fühlen. Längeres Frieren verbraucht Energie, macht müde und belastet das Herz-Kreislauf-System.
Wenn dir kalt ist, zieh einen Pullover an und schau dich im Raum um, um die Ursache zu finden. Auch wenn du grundsätzlich kälteempfindlich bist, kann ein Fenster offen oder das Thermostat defekt sein. Ist dies nicht der Fall, könnte etwas im Körper selbst vorgehen.
Die meisten Frauen haben eine etwas höhere Kerntemperatur als Männer, da sie im Schnitt kleiner sind und einen langsameren Stoffwechsel haben. Frauen neigen außerdem dazu, Kälte stärker wahrzunehmen und bevorzugen leicht höhere Temperaturen als Männer – das kann zu Unstimmigkeiten bei der Thermostateinstellung Zuhause oder im Büro führen.
Mit den Hormonschwankungen während des Menstruationszyklus verändern sich auch Körpertemperatur und Kälteempfindlichkeit. Die Kerntemperatur steigt um den Eisprung herum durch einen Progesteronanstieg an. Diese Information lässt sich gemeinsam mit anderen Anzeichen für natürliche Familienplanung und Fruchtbarkeitsbewusstsein nutzen.
Für die genauesten Messwerte solltest du die Basaltemperatur – also die Temperatur direkt nach dem Aufwachen und völliger Ruhe – morgens messen. Beachte jedoch, dass viele Faktoren die Temperatur beeinflussen. Die Basaltemperatur allein ist daher zur Bestimmung des Eisprungs unzuverlässig und als Verhütungsmethode riskant.
Ironischerweise kann sich selbst ein kleiner Temperaturrückgang in der Umgebung bei hoher Körperkerntemperatur kälter anfühlen, weil der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur größer ist.
In anderen Zyklusphasen sorgen höhere Östrogenspiegel für eine Weitstellung der Gefäße und damit für verstärkte Wärmeabgabe, insbesondere an den Körperenden – ein weiterer Grund, warum Frauen oft kalte Hände und Füße haben.
Kältegefühl kann auch ein Krankheitssymptom sein, da Schüttelfrost und Fieber meist zusammen auftreten. Bei einer Infektion signalisiert das Immunsystem dem Gehirn, den „Thermostat hochzudrehen“, damit sich Viren oder Bakterien nicht vermehren können. Dein Körper glaubt plötzlich, er sei zu kalt, und beginnt zu zittern, um die Temperatur zu erhöhen. Während du aufwärmst, fühlt sich die Umgebungsluft kühler an – deshalb frierst du bei Fieber. Das ist eine gesunde Immunreaktion, die in der Regel von selbst nachlässt.
Trinke viel und ruh dich aus. Ein kühler Umschlag oder fiebersenkende Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol können zusätzlich lindern. Hält das Fieber länger als zwei bis drei Tage an oder steigt über 38,9 °C, solltest du deine Ärztin kontaktieren.
Denke daran: Kalte Luft allein macht dich nicht krank. „Sich erkälten“ bedeutet eigentlich, sich mit einem Virus zu infizieren und hat nichts damit zu tun, zu lange draußen in der Kälte gewesen zu sein – egal was Oma sagt. Allerdings verbreiten sich Viren in der kalten, trockenen Winterluft leichter und niedrige Temperaturen schwächen das Immunsystem – dadurch werden wir insgesamt empfänglicher für Infektionen.
Bei sehr tiefen Temperaturen kann der Körper keine eigene Wärme mehr erzeugen und beginnt, sich langsam abzuschalten. Hauptsymptome einer Unterkühlung sind Zittern, Verwirrtheit und starke Müdigkeit. Interessanterweise verschwindet das Kältegefühl bei schwerer Unterkühlung – Betroffene berichten dann sogar von einem Wärme- oder Hitzegefühl, was sehr gefährlich ist und schnell behandelt werden muss.
Menschen sind warmblütig und sollten nicht über längere Zeit frieren. Wenn du häufiger fröstelst und keinen Grund dafür erkennst, solltest du der Sache nachgehen.
Probleme mit Durchblutung, Hormonen, Schlaf und Ernährung können alle zu Kältegefühlen führen.
Einer der häufigsten Gründe für ständiges Frieren ist eine Anämie, also ein Mangel an roten Blutkörperchen oder Hämoglobin, durch den nicht mehr ausreichend Sauerstoff im Körper verteilt wird. Symptome einer Anämie sind kalte Hände und Füße, Schwäche, Müdigkeit, Atemnot, blasse Haut und Schwindel.
Die Körperzellen benötigen Sauerstoff, um Zuckermoleküle zu spalten und Energie zu erzeugen. Ist zu wenig Sauerstoff verfügbar, treten rasch verschiedene Beschwerden auf.
Anämien können durch Eisen- oder Vitaminmangel entstehen, aber auch durch schwerwiegendere Krankheiten wie Leukämie, HIV, Nierenleiden und jede Erkrankung, die Blut oder Knochenmark betrifft. Eisenmangelanämie tritt besonders häufig bei schwangeren oder menstruierenden Frauen auf und kann meist gut durch Nahrungsergänzung behandelt werden.
Die Schilddrüse ist Teil des Hormonsystems und sitzt als kleine schmetterlingsförmige Drüse am Halsvordergrund. Sie produziert Hormone, die viele Vorgänge im Körper steuern, einschließlich Herzfrequenz und Stoffwechsel. Hypothyreose bedeutet eine Unterfunktion der Schilddrüse – dies tritt besonders oft bei Frauen und Personen über 60 Jahren auf.
Wie bei Anämie äußert sich die Unterfunktion durch Schwäche, Müdigkeit und Frieren. Das Spektrum der Symptome ist hier allerdings größer und unbehandelt kann die Erkrankung ernsthafte Folgen haben.
Weitere Symptome der Hypothyreose sind Gewichtszunahme, hoher Cholesterinspiegel, Verstopfung, Veränderungen im Menstruationszyklus, Stimmungsschwankungen und Gedächtnisprobleme.
Die Behandlung erfolgt durch eine Hormonersatztherapie.
Frauen, die Gewicht verloren haben, berichten häufiger davon zu frieren. Gewichtsschwankungen beeinflussen die Thermoregulation und den Stoffwechsel. Wenn du also kürzlich abgenommen hast, kann es helfen, wärmere Kleidung zu tragen und aktiv zu bleiben.
Strenges Diäten und starker Gewichtsverlust sind nicht gesund. Frieren kann ein Zeichen von Mangelernährung sein und ist ein häufiges Symptom von Essstörungen wie Anorexia nervosa. Eine sehr eingeschränkte Kalorienzufuhr vermindert das schützende Körperfett und senkt den Stoffwechsel, wodurch du ständig frierst. Essstörungen sind eng mit der psychischen Gesundheit verknüpft und sehr schwer zu bewältigen. In solchen Fällen arbeiten Therapeutinnen oft mit Ernährungsberaterinnen zusammen, um die notwendige Unterstützung zu bieten.
Kälte durch Gewichtsverlust ist im Alter sehr häufig, doch wenn du ohne Diät oder andere Veränderungen rasch abnimmst, solltest du medizinischen Rat einholen.
Wärme wird über das Blut im Körper verteilt. Bei schlechter Durchblutung entsteht ein Kältegefühl. Arteriosklerose – also eine Verengung der Blutgefäße durch Ablagerungen – verursacht oft kalte, kribbelnde Hände und Füße. Dadurch steigt das Risiko für Blutgerinnsel und es kann auf weitere Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder das metabolische Syndrom hindeuten.
Im allseits bekannten „Thermostat-Streit“ kann die frierende Person immer eine Schicht mehr anziehen. Plötzliches und unerklärliches Frieren sollte jedoch aufmerksam gemacht werden.
Wenn das Frieren mit starker Schwäche, Kribbeln, Haarausfall oder anderen Beschwerden einhergeht, lasse die Ursache ärztlich abklären.
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