Viele von uns lernen erst relativ spät im Leben, sich selbst und ihren Körper wirklich zu lieben. Davor verbringen wir oft viel Zeit und Energie damit, uns für Dinge zu verurteilen, die wir gar nicht ändern können. Selbstliebe ist eine Fähigkeit, deren Erlernen durch die unrealistischen Schönheitsideale unserer Zeit zusätzlich erschwert wird.
Body Positivity bedeutet nicht nur, das eigene Aussehen wertzuschätzen, sondern den eigenen Körper als Gefäß zu betrachten, in dem Frau gerne lebt – und das Hand in Hand damit geht, die Person zu sein, die Frau sein möchte.
Oder in diesem Fall: Die Haarstruktur, Hautfarbe und Proportionen, die wir an uns wollen, finden wir bei anderen. Viele von uns wachsen mit einem mehr oder weniger starken Unzufriedenheitsgefühl gegenüber ihrem Körper auf, weil gesellschaftliche Erwartungen und Werbung uns ständig dazu verleiten, uns mit polierten Schönheitsidealen zu vergleichen. Das ist praktisch für die Beauty-Industrie, denn so können sie uns ständig neue, temporäre „Lösungen“ für angebliche Makel verkaufen.
Die Schönheitsindustrie verdient richtig viel Geld. Das allein ist nicht verwerflich. Fragwürdig wird das, wenn dafür natürliche Vorgänge, die jede Frau durchläuft – wie Dehnungsstreifen, Falten oder Körperhaare – als Makel verteufelt werden.
Um das etwas genauer aufzuschlüsseln:
Es gibt zahlreiche Produkte, die uns dabei helfen, unseren Körper zu pflegen (was an sich eine gute Sache ist), aber es ist kein Geheimnis: Die Welt macht es uns nicht leicht, uns in unserer natürlichen Form als schön zu akzeptieren.
Stereotype beeinflussen, wie Menschen sich selbst sehen und von anderen wahrgenommen werden, maßgeblich. „Nicht männlich genug“ zu sein, ist für viele Männer eine Quelle großer Unsicherheit, und Frauen werden permanent anhand ihrer Kleidung bewertet – so sehr, dass Aussagen wie „Sie hat viel Haut gezeigt“ sogar als Ausrede für Übergriffe herhalten müssen.
Sowohl Männer als auch Frauen empfinden, sie müssten eine riesige Kluft überbrücken, um nicht nur als Vertreter:innen ihres Geschlechts, sondern als eigenständige Individuen anerkannt zu werden. (Ganz zu schweigen von Diskriminierung gegenüber Menschen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen.) Allerdings ist das kein neues Problem – schon in der Geschichte wurden Menschen allein wegen ihres Aussehens verurteilt, ausgegrenzt oder gar getötet.
Falls dir das oberflächlich erscheint: Danke, dass du weißt, dass wir Menschen mehr können! Du kannst Veränderung bewirken – durch deinen Umgang mit dir selbst, und mit allen, denen du im Leben begegnest.
Die Beauty-Industrie steckt immer noch voller fehlender oder verzerrter Darstellung – sowohl von Minderheiten als auch von der Mehrheit. Würde ein Außerirdischer nur Beauty Magazine lesen, käme er vermutlich zu dem Schluss, dass 90 % der Menschen jung, schlank, weiß, durchtrainiert und hellhäutig mit glatten Haaren wären.
Überall präsentiert uns die Welt, was als „gut“ und „normal“ gelten soll – durch Werbung, Filmbesetzungen, Magazincover. Wer diesem Bild nicht entspricht, zweifelt schnell an sich selbst. Und wenn ein bestimmter Körper oder eine Hautfarbe nie als schönes Ideal gezeigt wird, kommt unterschwellig an: Diese Menschen sind „weniger wert“. Leider denken immer noch viele so, wie rassistische, fettenfeindliche, altersfeindliche und ableistische Diskriminierung zeigt.
All diese ausgrenzenden „-ismen“ schaden nicht nur Betroffenen immens, sondern auch der ganzen Gesellschaft. Die Zeit und Kraft, die Frauen aufbringen müssen, um gegen Hass anzugehen, könnten sie viel besser zum Wohl aller einsetzen. Es wird Zeit, Körper jeder Art als wertvoll anzuerkennen.
Doch es gibt Verbesserungen: In den letzten Jahren tauchen immer öfter Models mit sichtbaren Behinderungen, Kurven, höherem Alter oder anderem kulturellen Hintergrund auf als bisher. Sie sind da, weil sie genauso berechtigt sind wie ihre durchtrainierten, jungen, weißen Kolleginnen mit glatten Haaren und heller Haut.
Die Welt ist bunt – und die Schönheit darin genauso! ❤️
Die größte Lüge rund um Schönheit ist, dass sie Perfektion sei. Dass wir nur dann schön sein können, wenn wir makellos sind. Aber echte Perfektion gibt es nicht – und sie ist auch nicht nötig. Du darfst so sein, wie du bist. Erkenne die Schönheit deiner „Unvollkommenheiten“ an.
In der Theorie klingt das leicht, im Alltag ist es schwierig – vor allem, wenn man jahrelang die eigene Nase oder die Falten am Bauch gehasst hat. Fange klein an, gib dir Zeit. Du hast vielleicht Mitgefühl für andere gelernt, aber auch für dich selbst?
Falls sich dein Körper noch entwickelt: Vergiss nicht, viele Erwachsene wirken so souverän nur deshalb, weil sie über Jahre ihren eigenen Stil gefunden und sich um Körper und Geist gekümmert haben. Oft haben sie vieles ausprobiert, um sich so wohl und selbstbewusst zu fühlen, wie sie wollen.
Schlussendlich hat niemand außer dir das Recht, zu bestimmen, wie du dich fühlst oder aussiehst. „Schönheit liegt im Auge der Betrachterin“ – und beim eigenen Körper sollte das wirklich nur du selbst sein. Selbstbewusstsein beeinflusst übrigens, wie andere dich wahrnehmen. Du kannst deine eigene positive Feedbackschleife erschaffen!
Wie kannst du, nachdem du bereit bist, deine innere Kritikerin leise zu stellen, in der Praxis positiver mit deinem Körper umgehen?
Die Medien, die du konsumierst, beeinflussen dein eigenes Selbstbild. Überlege, was du liest, anschaust und wem du auf Social Media folgst. Wie viel davon ist inspirierend – und wie viel einfach nur deprimierend?
Weniger Zeit online zu verbringen, kann helfen. Auch lohnt es sich, die eigenen Feeds bewusst auf Inspiration und Body Positivity auszurichten. Wer Menschen folgt, die offen zu Makeln und Fehlern stehen, wird automatisch toleranter auch mit sich selbst.
Oder lenke deinen Fokus ganz auf andere Dinge – vielleicht möchtest du stricken lernen oder einen eigenen Sauerteig ansetzen?
Körperwertschätzung beginnt auch damit, an anderen das Schöne zu erkennen. Widme einen Tag dem bewussten Wahrnehmen schöner äußerlicher Eigenschaften bei anderen. Wer gewohnt ist, alles kritisch zu sehen, wird anfangs vielleicht Vorbehalte haben – doch je öfter du es probierst, desto leichter fällt dir das Schöne zu erkennen.
Eine schöne Idee ist zudem, gemeinsam mit Freundinnen oder lieben Menschen eine kleine Body Appreciation-Runde zu machen. Sage offen, was dir am Körper der anderen gefällt, und lasse dir auch sagen, was diese an dir mögen. Es öffnet dir vielleicht die Augen für Schönheit, die du selbst noch nie wahrgenommen hast.
Dein Körper ist ein wahres Wunderwerk – Zeit, dankbar dafür zu sein.
Denke daran, wie deine Sinne dir Genuss bescheren: leckeres Essen, angenehme Berührungen, oder die liebsten Menschen festzuhalten. Überlege, was du kannst! Vielleicht kochst du gern, schreibst wunderbar, hast ein Händchen dafür, Räume harmonisch einzurichten. Vielleicht imitierst du Stimmen, schneidest das Brot exakt gleich oder kannst zwei Gläser punktgenau gleich füllen. Keine Fähigkeit ist zu klein, um wertgeschätzt zu werden.
Wenn du magst, schreibe deinem Körper einen Dankesbrief – für alles, was er dir schon ermöglicht hat und immer noch tut.
Wer sich selbst gut behandelt, fühlt sich besser. Gesundheit ist attraktiv – egal ob mental, emotional oder körperlich. Auch die Wissenschaft bestätigt das. Energie für Selbstmitgefühl kommt nicht aus dem Nichts! Du brauchst Nahrung, Erholung und Liebe – ebenso wie Spaß, Inspiration und Herausforderungen, wie jede andere Frau auch.
Leider können wir nicht alle ohne Unterstützung lernen, unseren Körper zu lieben. Der Drang, dem äußeren Schein zu genügen, kann in ernsthafte Störungen münden.
Körperdysmorphe Störung (umgangssprachlich Körperdysmorphie) ist eine Erkrankung, bei der das Selbstbild so verzerrt ist, dass Betroffene zwanghaft an (vermeintlichen) Fehlern leiden und dadurch stark belastet werden. Selbst wenn eine Auffälligkeit beseitigt wird, wird oft das nächste Körperteil zum neuen „Problem“.
Probleme mit dem Körperbild können sich auch in Essstörungen entwickeln, zum Beispiel:
Falls du dich hier wiedererkennst oder jemanden kennst, auf den das zutrifft: Bitte ziehe professionelle Hilfe in Betracht. Keines dieser Muster ist eine Lösung.
Es ist kein Makel, sich Unterstützung zu suchen! Selbstakzeptanz entsteht nicht über Nacht – sie erfordert Kraft und kann bedeuten, gegen viele negative Botschaften aus der Vergangenheit oder Gegenwart anzukämpfen. Aber du verdienst Heilung und bist es wert, liebevoll für dich zu sorgen.
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