Mangelndes sexuelles Verlangen in einer Langzeitbeziehung
Eine romantische Beziehung zwischen zwei Menschen entwickelt sich in mehreren Phasen. Am Anfang gibt es viel Leidenschaft und das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch. Mit der Zeit lässt die Aufregung nach und die Beziehung kommt in eine Routine. Ein Mangel an sexuellem Verlangen in einer Langzeitbeziehung ist ein häufiges Problem, aber du kannst dein Intimleben schnell wieder entfachen.
Am Anfang einer neuen romantischen Beziehung ist alles frisch und aufregend. Du entdeckst eine neue Person, lernst ihre Hobbys und Persönlichkeit kennen, verliebst dich. Doch nach einiger Zeit verwandeln sich die anfängliche Leidenschaft und Energie in Partnerschaft. Der Alltag überlagert das sexuelle Verlangen. Viele Paare kämpfen damit, sexuelle Energie wieder ins Schlafzimmer zu bringen.
Sexuelle Kompatibilität
Sexualität ist ein Teil jeder Persönlichkeit, und da wir alle unterschiedlich sind, variieren unsere sexuellen Bedürfnisse. Das sexuelle Verlangen, oder Libido, beschreibt das persönliche Bedürfnis nach sexuellen Erfahrungen. Du und deine Partnerin könnt sehr unterschiedliche Sexdrives haben. Das Verlangen ändert sich auch mit dem Alter und im Verlauf einer Beziehung.
Sowohl Frauen als auch Männer erleben die Achterbahn der Libido. Zu Beginn einer Beziehung haben die meisten öfter Lust auf Sex, doch mit der Zeit kann selbst Sex auf der Prioritätenliste nach unten rücken. Und das ist völlig normal. Der Fokus des Paares verschiebt sich vom Ausziehen der Kleider zum gemeinsamen Zuhause, Kindererziehung und dem Aufbau eines Lebens miteinander.
Wann wird mangelndes sexuelles Verlangen zum Problem?
Jedes Paar ist verschieden, manche haben täglich Sex, anderen reicht es ein paarmal im Monat. Sich mit anderen zu vergleichen ist sinnlos. Wenn du und deine Partnerin mit dem Liebesleben zufrieden seid, führt ihr auch dann ein gesundes Sexleben, wenn ihr nicht regelmäßig Sex habt.
Der erste Schritt besteht darin, die Ursache herauszufinden. Oft hat die Libido mit etwas zu tun, das nicht direkt mit Sex zusammenhängt.
Mögliche Gründe für eine geringe Libido:
- Medikamente wie Verhütungsmittel, Steroide, Antidepressiva und Hormone können das sexuelle Verlangen beeinflussen.
- Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Krebs, Operationen an den Geschlechtsorganen und hormonelles Ungleichgewicht (bei Frauen und Männern) sind belastend und können das sexuelle Bedürfnis beeinflussen.
- Stress und Ängste wirken sich ebenfalls auf die sexuelle Lust aus. Während der COVID-19-Pandemie, zum Beispiel, hatten viele Paare Mühe, ihr Sexualleben zu genießen, obwohl sie mehr Zeit miteinander verbracht haben.
- Schwangerschaft und Stillzeit verändern die Hormone einer Frau. Nach der Geburt fallen die an der weiblichen Reproduktion beteiligten Hormone – Östrogen und Progesteron – auf das Niveau vor der Schwangerschaft zurück, was das Verlangen nach Sex bei der Frau beeinträchtigen kann.
- Auch das Alter verringert die Lust auf Sex. Der Hormonspiegel sinkt bei beiden Geschlechtern und mindert so das sexuelle Verlangen.
Wenn einer oder mehrere dieser Gründe auf dich zutreffen, kannst du gezielt Maßnahmen ergreifen, um dein Sexualleben zu verbessern. Liegt das Problem eher psychisch als körperlich, kann eine Sexualtherapeutin helfen, dem auf den Grund zu gehen.
Doch meistens ist Routine der Grund für den Verlust sexueller Energie. Routine ist einfach nicht erregend.
Routine in der Langzeitbeziehung
Es gibt keine universellen Regeln für intime Beziehungen. Einige Paare genießen über viele Jahre ein Gefühl von Frischverliebtheit, andere geraten nach einigen Monaten in eine Routine. In den meisten Fällen entwickeln Partnerinnen eine Routine, sobald sie sich gemeinsame Verpflichtungen teilen. Anstatt einander mit sexy Unterwäsche oder aufregenden Abenden zu beeindrucken, begeben wir uns in unsere Komfortzone, weil andere Lebensbereiche mehr Aufmerksamkeit verlangen.
Wie kann man Routine in Langzeitbeziehungen vermeiden?
Wertschätze die Reife der Liebe
Wenn ein Paar die erste aufregende Phase hinter sich hat, in der man die Hände kaum voneinander lassen kann, und die Phase des Einlebens, in der man sich aneinander gewöhnt, beginnt eine neue Stufe des Wachstums und Lernens.
In der dritten Phase siehst du die weniger schönen Seiten an deiner Partnerin und dir selbst. Um diese Phase zu überstehen, müsst ihr an euren Ecken und Kanten arbeiten und erkennen, dass die Partnerin nicht für dein Glück verantwortlich ist.
Dann folgt die vierte Phase: Die Geborgenheit kehrt auf einer neuen Ebene zurück, aber dabei neigt das Paar dazu, in eine Routine zu verfallen und die Rollen in der Beziehung zu klären. Viele Paare bleiben hier stecken, und oft nimmt die Häufigkeit von Sex genau in dieser Phase ab.
Doch darauf muss es nicht enden – die Schönheit und Freiheit bedingungsloser Liebe kann entstehen. In dieser Phase sind beide emotional sicher. Sie genießen das Zusammensein, ohne sich selbst schützen oder die andere Person begrenzen zu wollen. Manche Paare können die Leidenschaft füreinander in einer reifen Beziehung neu entfachen, für andere ist das weniger wichtig.
Wer die Phasen der Liebe und Beziehung mit allen Auf und Abs wertschätzt, kann das eigene Sexualleben besser steuern. Du kannst nicht erwarten, immer in der Honeymoon-Phase zu bleiben. Geborgenheit und Partnerschaft bringen auch viele Vorteile und können dein sexueller Leben sogar bereichern. Zu wissen, was die Partnerin braucht, und die eigenen Wünsche in jeder Lebensphase zu äußern, ist das Rezept für ein langanhaltendes und atemberaubendes Sexleben.
Weißt du, was dich bewegt?
Was hat dich zu Beginn einer neuen Beziehung am meisten fasziniert? War es gemeinsames Tanzen, ein exotisches Essen, oder ein spontaner Camping-Ausflug? Sexuelles Verlangen muss geweckt werden, und eine bequeme Routine schafft das nicht. In einer erfüllenden Beziehung haben sowohl Geborgenheit als auch Aufregung ihren Platz. Erinnerst du dich, was deine Partnerin schwach gemacht hat? Und dich selbst?
Wähle einen besonderen Ort für Sex
Wo ihr Sex habt, spielt eine Rolle. Wenn ihr immer im selben Bett, zur gleichen Zeit, am selben Wochentag Sex habt, könntest du etwas Abwechslung hineinbringen. Das muss nicht bedeuten, plötzlich an öffentlichen Orten Sex zu haben oder etwas Gefährliches zu tun – aber ein wenig Abwechslung bringt das Prickeln zurück.
Statt immer ins Schlafzimmer zu gehen, wenn ihr Lust habt, genießt die Nähe doch einfach mal dort, wo sie entsteht. Spontaner Sex in der Küche oder mal eine Nacht außer Haus kann eine aufregende Veränderung sein.
Gestalte dein Schlafzimmer sexfreundlich
Du kannst nicht immer an besonderen Orten Sex haben, aber du kannst dein Schlafzimmer attraktiver gestalten.
Wird aus dem Schlafzimmer ein Kino oder Snackplatz, oder schlafen die Kinder mit im Bett, solltest du nicht auf atemberaubenden Sex hoffen. Faustregel: Das Schlafzimmer sollte nur zum Schlafen und für Sex sein. Der Fernseher gehört ins Wohnzimmer, Bildschirme weg, die Kinder schlafen idealerweise im eigenen Bett (was, je nach Alter, nicht immer möglich ist) – frische Bettwäsche, Kerzen und eine stimmungsvolle Atmosphäre helfen zusätzlich.
Rollenspiele ausprobieren
Viele Paare empfinden Rollenspiele als aufregend. Manche mögen es von Anfang an, andere sind zunächst schüchtern, entdecken aber schnell, wie viel Spaß es machen kann. Sexuelle Fantasien können erlebt werden, wenn man für einen Moment jemand anderes ist. Falls deine Partnerin einverstanden ist, könnt ihr diese Fantasien spielerisch ins Sexleben einbauen.
Zusammen reisen und Neues entdecken
Du musst nicht bis nach Bali reisen, um dein verlorenes sexuelles Verlangen zurückzubekommen. Schon ein kurzer Ausflug bringt Aufregung ins Leben. Laut Time Magazin kann man die Verliebtheit anregen, indem man gemeinsam aufregende Dinge erlebt – wie Reisen, einen Actionfilm schauen oder eine Achterbahnfahrt machen.
Sex und ein gesunder Lebensstil
Ernährung und Bewegung sind maßgeblich für die Balance unseres Körpers. Ein aktiver Lebensstil mit gesunder Ernährung ist ein wichtiger Baustein der sexuellen Gesundheit. Zum Beispiel erhöht Bewegung den Testosteronspiegel bei Männern – das Hormon, das die Libido steigert.
Auch Vitamine sind wichtig für das Sexualleben. Vitamin E wird oft als „Sex-Vitamin“ bezeichnet, da es die Testosteronwerte hebt und die Spermienqualität fördert. Vitamin B und Zink halten das Nervensystem gesund und heben die Stimmung – was wiederum gut für die Lust ist.
Sexualität ist komplex. Sie lässt sich nicht einfach an- und ausschalten. Eine erfüllte Partnerschaft braucht Zeit. Mangelndes sexuelles Verlangen kann auch einfach eine normale Entwicklungsphase in der Beziehung sein. Die Angst, die Partnerin zu verlieren, weicht Sicherheit und Stabilität – was zwar wunderbar, aber weniger aufregend ist. Doch eine sexuelle Partnerschaft reift wie ein guter Wein – im Laufe der Zeit wird sie besser.
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