Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass das menschliche Harnsystem faszinierend ist. Wir schenken ihm meist wenig Beachtung, solange keine Beschwerden auftreten, doch das Harnsystem spielt eine zentrale Rolle für unseren Körper. Es reinigt das Blut, entfernt Giftstoffe und reguliert das Blutvolumen sowie die Zusammensetzung unseres Blutes. Dennoch ist es nicht ungewöhnlich, Probleme mit dem Harnsystem zu erleben. Viele Beschwerden beginnen mit Blasendruck und vermehrtem Harndrang. In diesem Artikel besprechen wir die häufigsten Ursachen für Blasendruck und vergleichen sie, damit du die jeweiligen Anzeichen besser erkennen kannst.
Wir alle kennen das Gefühl – weit und breit keine Toilette in Sicht und man muss JETZT! Das Unbehagen in solchen Momenten ist meist Druck auf die Blase, weil sie voll ist. Frauen können etwa 500 ml Urin speichern, Männer etwa 700 ml.
Doch unser Körper ist ziemlich schlau. Normalerweise verspürst du bereits ab einer Füllmenge von 200–350 ml Harndrang. Dann melden die Nerven in deiner Blasenwand dem Gehirn, dass es Zeit wird. Je länger du wartest, desto schwieriger ist es, diese Signale zu ignorieren. Nach dem Wasserlassen verschwindet der Druck – Entspannung stellt sich ein. Im Durchschnitt urinieren wir 4 bis 10 Mal am Tag – je nachdem, wie viel wir trinken, schwitzen und andere Faktoren.
Für Betroffene mit einer Blasendruck-Erkrankung verschwindet dieser Schmerz jedoch nicht nach dem Wasserlassen – er kann sogar zunehmen. Meist ist diese Art von Blasendruck mit einer chronischen Erkrankung namens interstitielle Zystitis (IZ) verbunden. Aber auch Harnwegsinfektionen (HWI) sind eine häufige Ursache für starke Beschwerden im Blasenbereich und machen meist eine ärztliche Behandlung nötig. Vergleichen wir beide, damit ihre Unterschiede klar werden und du weißt, worauf du achten solltest.
Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über die beiden häufigsten Ursachen für Blasendruck. Wenn du die Warnsignale erkennst, weißt du, wann professionelle Hilfe nötig ist. Es gibt noch weitere Ursachen für Blasendruck, doch diese beiden zeichnen sich durch besonders klare Symptome aus und können beide lebenslange Komplikationen auslösen, insbesondere wenn sie unbehandelt bleiben.
Die IZ, auch Blasenschmerzsyndrom genannt, macht die Blase überempfindlich und hyperaktiv. Die Folge: deutlich häufiger Harndrang – bis zu 60 Mal am Tag – auch wenn die Blase eigentlich leer ist. Diese Erkrankung ist schmerzhaft und kann das Wasserlassen sowie Geschlechtsverkehr sehr unangenehm machen.
Die interstitielle Zystitis ist keine Infektion, die medizinische Ursache ist noch nicht genau bekannt. Auslösende oder verschlimmernde Faktoren können sein:
Auch Männer können von IZ betroffen sein, Frauen erkranken jedoch deutlich häufiger.
Hauptsymptome sind Blasendruck und Blasenschmerzen. Weitere Anzeichen, auf die du achten solltest:
Diese Beschwerden können zeitweise verschwinden und später wieder auftreten.
Am häufigsten entwickelt sich eine interstitielle Zystitis ab dem dritten Lebensjahrzehnt. Die Symptome können auch auftreten, wenn du vorher völlig gesund warst. Obwohl IZ als nicht heilbar gilt, ist es sehr wichtig, professionelle Hilfe zu suchen. Werden keine Maßnahmen ergriffen, kann die Erkrankung voranschreiten und führen zu:
Schmerzstärke und -empfinden variieren von Patientin zu Patientin. Meist beginnt es mit Druck im Becken und Unterbauch. Die Schmerzen können von leicht bis sehr stark reichen und teils auch länger anhalten.
Eine Behandlung ist erst nach gesicherter Diagnose durch eine Ärztin möglich. Das ist schwierig, weil die Symptome typisch für viele Blasenerkrankungen sind. Fast immer werden eine gynäkologische oder urologische Untersuchung, Urin-Analysen, eine Blasenspiegelung (Cystoskopie), evtl. Biopsie oder Urinzytologie durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen.
Nach gesicherter Diagnose gibt es unterschiedliche Therapien, etwa:
Reichen die herkömmlichen Therapien nicht aus, gibt es weitere Möglichkeiten:
Lebensstiländerungen helfen zusätzlich: Der Verzicht auf Alkohol, Zitrusfrüchte, künstliche Süßstoffe, scharfe Speisen, Koffein, eingelegte und stark säurehaltige Lebensmittel wie Tomaten kann Linderung verschaffen.
Auch das Aufhören mit dem Rauchen wird sehr empfohlen, weil die Giftstoffe im Zigarettenrauch eine IZ nachweislich verschlechtern.
Da die Ursache der interstitiellen Zystitis unbekannt ist, lässt sie sich aktuell nicht verhindern oder heilen. Eine gute Behandlungsstrategie kann jedoch die Beschwerden deutlich lindern.
Harnwegsinfektionen sind sehr häufige Infekte, die alle Bereiche des Harntrakts betreffen können. Meist beginnt die Infektion in der Harnröhre und kann bis zu den Nieren aufsteigen.
Etwa 90 % der HWIs werden durch E. coli-Bakterien ausgelöst. Sie sind natürlicher Bestandteil des Dickdarms und des Anus und können durch falsches Abwischen nach dem Stuhlgang oder Wasserlassen, beim Sex, bei der Masturbation, mangelhafter Hygiene oder durch das Einlegen eines Katheters in die Harnblase in die Harnröhre gelangen.
Frauen sind deutlich anfälliger für HWIs. Mindestens 20 % aller Frauen bekommen im Laufe ihres Lebens eine Harnwegsinfektion. Grund sind die anatomischen Unterschiede: Die männliche Harnröhre ist etwa 20 cm lang, die weibliche nur etwa 5 cm. Das erleichtert es Keimen, in die Blase zu gelangen, bevor der Urin sie ausschwemmen kann.
Manche meinen, kalte Temperaturen könnten Harnwegsinfekte auslösen. Zwar sorgt Kälte nicht direkt für eine Infektion, doch ein Temperaturabfall oder häufige Schwankungen belasten den Körper. Die Nieren filtern in der Kälte mehr Blut, um die Organe zu schützen, was den Flüssigkeitsbedarf erhöht. Fehlt Flüssigkeit, bleibt der Urin länger im Harntrakt – das schafft beste Bedingungen für die Vermehrung von Bakterien.
HWIs verursachen viele unangenehme Symptome, zum Beispiel:
Doch manchmal verlaufen HWIs völlig symptomlos – das ist besonders gefährlich, da Bakterien unbemerkt bis zu den Nieren wandern und schwere Komplikationen verursachen können.
In der Regel beginnt die HWI in den unteren Harnwegen, kann aber – unbehandelt – überall im Harnsystem zu Infektionen führen.
Unbehandelte HWIs können dramatische Folgen haben – schlimmstenfalls bleibende Nierenschäden.
Weitere mögliche Komplikationen:
Die Schmerzen beginnen meist am Ausgang der Harnröhre mit einem brennenden Gefühl beim Wasserlassen. Schreitet die Infektion fort, treten Druck oder Schmerzen im Becken und Unterbauch auf, bis hin zu Rückenbeschwerden im Nierenbereich.
Manchmal heilt eine milde HWI von selbst aus. In den meisten Fällen sind jedoch Antibiotika nötig – insbesondere bei starken Schmerzen, Fieber, Übelkeit oder Symptomen, die länger als 5 bis 7 Tage anhalten.
Die Ärztin untersucht eine Urinprobe und analysiert die Bakterien, um gezielt zu behandeln. Typische Antibiotika gegen HWI sind:
HWIs sind oft vermeidbar, mit einigen Hygiene-Tipps kannst du dein Risiko senken. Fühl dich aber nicht schuldig, wenn du trotzdem eine bekommst – sie treffen auch die Vorsichtigsten.
Reduziere dein Risiko für eine HWI folgendermaßen:
Mit einer chronischen Erkrankung wie der interstitiellen Zystitis zu leben oder wiederholt unter den Beschwerden einer Harnwegsinfektion zu leiden, kann das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Wir hoffen, die Informationen helfen dir, die Unterschiede besser zu erkennen und zu wissen, wann ein Arztbesuch sinnvoll ist.
Lade WomanLog jetzt herunter: