Abgesehen von der allgegenwärtigen Frage, ob man die Achsel rasieren sollte, denken wir selten an die Achselhöhle als potenzielle Schmerzquelle. Dabei ist die Achselhöhle – medizinisch Axilla genannt – eine zentrale Verbindung zwischen Arm und Körper, an der Schmerzen entstehen können.
Verschiedene Muskeln und Bänder der Schulter, Brust und des oberen Rückens laufen dort zusammen und die Achselhöhle enthält wichtige neurovaskuläre Strukturen, darunter die Vena axillaris (Achselvene), die Arteria axillaris (Achselarterie), die Nerven des Plexus brachialis und mehrere Gruppen von Lymphknoten in oberflächlicher und tiefer Lage. Schmerzen im Zusammenhang mit diesen Strukturen können gelegentlich in der Achselhöhle auftreten.
Das Wort Axilla stammt aus dem Lateinischen und ist die medizinische Bezeichnung für "die Höhle unter dem Schultergelenk, die Achsel"; axillär bedeutet "die Achselhöhle betreffend" (nicht zu verwechseln mit dem Begriff auxiliary, der "zusätzlich" oder "unterstützend" bedeutet). Schmerzen in der Achselhöhle können viele verschiedene Ursachen haben, die meisten sind harmlos. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine ärztliche Behandlung nötig ist. In diesem Artikel stellen wir verschiedene Erkrankungen vor, die Ihre Achselhöhlen betreffen können.
Abgesehen von vielen möglichen Ursachen ist die häufigste – und am wenigsten besorgniserregende – Muskuläre Überlastung oder Muskelzerrung. Meist lassen sich die Symptome zuhause mit Ruhe und sanftem Dehnen lindern, ohne dass weitere Behandlungen nötig sind.
Muskelzerrungen in der Achsel entstehen, wenn ein oder mehrere Muskeln im Bereich zu stark gedehnt oder sogar gerissen werden. Häufig betroffene Muskeln sind der Musculus pectoralis major (der größte Muskel der Brustwand), der pectoralis minor (dünner, dreieckiger Muskel am oberen Brustkorb) und der subscapularis (ein Muskel der Rotatorenmanschette in der Schulter).
Typische Symptome einer Muskelzerrung in der Achsel sind:
Alle wiederholten oder anstrengenden Aktivitäten mit den Armen – wie Gewichtheben, Werfen, Rudern oder ähnliche Bewegungen – können die Muskeln in der Achselhöhle leicht überlasten, besonders wenn Sie nicht aufgewärmt sind oder diese Muskeln nur selten trainieren.
Plötzliche Armbewegungen können manchmal den axillären Nerv betreffen und Beschwerden verursachen. Dieser Nerv entspringt in der Achselhöhle und versorgt den Deltamuskel, der unseren Schultern ihre abgerundete Form verleiht, sowie den Musculus teres minor, einen der vier Muskeln der Rotatorenmanschette, die den Humeruskopf im Schultergelenk halten und eine 360-Grad-Drehung der Schulter ermöglichen. Verletzungen der Schulterregion können ebenfalls den axillären Nerv schädigen und Schmerzen in der Achsel auslösen.
Schlechte Haltung kann die Nerven im Umgebungsbereich beeinflussen und Schmerzen in der Achsel verursachen. Selbst gewohnheitsmäßiges Zusammensacken oder vorgezogene Schultern können zu Dysbalancen in der Muskulatur und damit zu Achselschmerzen beitragen.
Wenn Sie an einer muskulären Überlastung oder Verletzung im Bereich der Achsel leiden, gilt zunächst: Ausruhen und Entzündungen lindern, dann sanftes Training aufnehmen.
Ruhe. Vermeiden Sie es, Arm und Schulter zu bewegen, solange die Schmerzen bestehen (und am besten noch etwas länger). Nur so haben die betroffenen Muskeln ausreichend Zeit zur Heilung.
Entzündung lindern. Ein kalter Umschlag oder eine Eispackung für 15–20 Minuten mehrmals täglich auf die Achsel aufgelegt, kann Schmerzen und Schwellung mindern. Frei verkäufliche entzündungshemmende Medikamente (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen können ebenfalls angewendet werden.
Sobald die Schmerzen nicht mehr akut sind, beginnen Sie mit sanften Bewegungsübungen, um Kraft und Beweglichkeit wiederherzustellen. Falls die Beschwerden zurückkehren, beenden Sie das Training sofort und gönnen Sie sich mehr Zeit zur Regeneration. Bei starken Schmerzen ziehen Sie eine Physiotherapeutin zu Rate, um für Ihre Situation gezielte Übungen zu erlernen, die die Heilung unterstützen.
Viele Erkrankungen können die Strukturen der Achselhöhle betreffen. Probleme im nahen Umfeld wie etwa an Hals und Schultern oder an der Brust können ebenfalls in die Achsel ausstrahlen und dort Schmerzen verursachen.
Verletzungen nahe der Körperoberfläche sind meist leicht zu erkennen, doch bei Beschwerden durch tiefer gelegene Strukturen fällt die Lokalisierung oft schwer. Ausstrahlende Schmerzen treten am Ursprungsort auf und breiten sich auf das umliegende Gewebe aus. Übertragene Schmerzen werden an einer anderen Stelle gespürt, als an der sie tatsächlich entstehen.
Weitere Ursachen für Achselschmerzen sind unter anderem:
Hautausschläge können zahlreiche Ursachen haben, aber zwei besonders häufige in der Achsel sind Rasurbrand durch falsche Rasurtechnik und axilläres Intertrigo, das durch aneinanderreibende Hautfalten und Feuchtigkeit entsteht. Besonders betroffen sind Menschen, die in heißen, feuchten Umgebungen leben oder arbeiten sowie Menschen mit Übergewicht oder Diabetes. Virale, bakterielle oder Pilzinfektionen können beide Zustände verschlimmern.
Um Rasurbrand vorzubeugen, verwenden Sie stets eine saubere, scharfe Klinge und rasieren Sie die frisch gewaschene Achsel, die mit Seife oder Rasierschaum eingeschäumt wurde, in kurzen Zügen. Spülen Sie nach dem Rasieren mit kaltem Wasser ab und legen Sie einen kalten Umschlag auf, um die Poren zu schließen. Rasurbrand ist zwar temporär, kann aber, wenn er ständig gereizt wird, mehrere Wochen bis zur Abheilung benötigen. Jegliche Maßnahmen zur Beruhigung und Entzündungshemmung der Haut sind hilfreich.
Intertrigo ist eine häufige Erkrankung überall dort, wo Hautfalten aneinander reiben. Die Reibung schädigt die Haut, wodurch Bakterien oder Pilze leicht eindringen und sich vermehren können. Sekundärinfektionen von axillärem Intertrigo sind oft durch Hefepilze wie Candida oder Bakterien wie Staphylococcus aureus bedingt.
Intertrigo kann schmerzhaft und unangenehm werden, wenn die kleinen juckend-brennenden Knötchen zu roher, rissiger, nässender, blutender oder eitriger und übelriechender Haut fortschreiten. Dennoch ist die Erkrankung behandelbar.
Um die Haut bei Intertrigo zu unterstützen, halten Sie sie trocken, sauber und gekühlt. Tragen Sie lockere, atmungsaktive Kleidung; tupfen Sie die Haut nach dem Waschen trocken anstatt zu reiben; nutzen Sie ein Gebläse oder einen Föhn auf Kaltstufe 2–3 Mal am Tag, um Feuchtigkeit zu beseitigen; ein mildes Antitranspirant kann das Schwitzen lindern. Bei fehlender Infektion können Cremes oder Gele zur Reduktion der Reibung, oder das Abdecken der betroffenen Stelle mit Mull oder feinem Baumwollstoff helfen.
Bei Anzeichen einer Infektion suchen Sie baldmöglichst eine Ärztin auf. Nur durch einen Test lässt sich sicher feststellen, ob eine Infektion durch Pilze, Viren oder Bakterien verursacht ist. Nach der Diagnose kann eine orale oder topische Therapie mit Antimykotika oder Antibiotika erfolgen.
Wenn Sie eine oder mehrere größere Verdickungen in Ihrer Achselhöhle bemerken, könnten Ihre Schweißdrüsen geschwollen oder infiziert sein. Diese Erkrankung heißt Hidradenitis suppurativa (HS); sie wird auch als Akne inversa bezeichnet, obwohl sie streng genommen keine Akne ist.
HS ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die die apokrinen Schweißdrüsen betrifft – diese finden sich an allen haartragenden Körperstellen, besonders aber in Achselhöhlen und Leistenbereich. Der genaue Grund, warum die Schweißdrüsen verstopfen, ist noch nicht vollständig geklärt, aber verbleibender Schweiß bietet einen idealen Nährboden für Bakterien und Pilze. Es handelt sich um eine systemische Entzündung, die mit dem Immunsystem zusammenhängt, ohne als klassische Autoimmunerkrankung zu gelten. HS kann familiär gehäuft auftreten und eine genetische Komponente aufweisen.
Meist beginnt HS in der Pubertät und reicht von kleinen, roten, schmerzhaft juckenden Knötchen, die riechen und beim Aufplatzen nässen, bis hin zu größeren Zysten, die offene, nässende Wunden bilden und nach dem Verheilen Narben zurücklassen. Mitunter treten auch schwarze Mitesser auf. Eine verstopfte apokrine Drüse kann zu einer Zyste oder einem Abszess in der Größe einer Murmel anwachsen, der sich meist nach 1–2 Wochen zurückbildet. Diese Knoten sollten NIEMALS ausgedrückt werden, da das die Situation nur verschlimmert.
Leider gibt es bislang keine Heilung für HS. Die Erkrankung kann aber kontrolliert werden, auch wenn sie in Schüben verläuft und wiederkehrt. Unbehandelt kann sie zu dauerhaften Hautschäden, Lymphabfluss-Störungen, Bewegungseinschränkungen im betroffenen Bereich und weiteren Komplikationen führen.
Falls Sie an HS leiden, seien Sie achtsam mit sich selbst. Es ist eine schmerzhafte Erkrankung, die durch den Geruch von Schweiß und Bakterien, die aus den Wunden austreten, weiter belastet wird. Die Erkrankung entsteht nicht durch mangelnde Hygiene, aber eine konsequente Selbstfürsorge hilft. Ernähren Sie sich ausgewogen, bewegen Sie sich regelmäßig und schlafen Sie ausreichend. Falls Sie rauchen: Hören Sie auf. Einige Betroffene profitieren davon, Milchprodukte zu meiden und Zinkpräparate einzunehmen. Ein Bad mit Bittersalz kann die Haut beruhigen und für Erleichterung sorgen.
Waschen Sie Ihre Haut stets behutsam. Vermeiden Sie Pflegeprodukte mit aggressiven Tensiden, Chemikalien, Konservierungsstoffen, Parfüm und Deodorants mit Aluminiumsalzen. Händedesinfektionsmittel zum Waschen, z. B. mit Benzoylperoxid, reduzieren die Bakterienzahl, was sowohl Geruch als auch das Infektionsrisiko vermindert. Rasieren kann die Haut verletzen – schneiden Sie Ihre Haare stattdessen lieber mit einer Schere.
Die Erkrankung kann akut werden und ist dann schwierig allein zu kontrollieren. Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrer Ärztin über Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten. Die gängigsten Therapien sind orale und topische Antibiotika, Kortikosteroide gegen Schmerzen und Entzündungen, orale Retinoide für die Hautunterstützung, Biologika oder Vakuum-Therapien zur Ableitung von infizierter Flüssigkeit.
Leider sind Achselhaare bei Frauen noch immer ein umstrittenes Thema, obwohl sie ein ganz natürlicher Teil unseres Körpers sind. Das Rasieren oder Wachsen der Achselhöhlen (oder jeder anderen Körperregion) ist eine rein ästhetische Entscheidung und hat wenig mit Gesundheit oder Hygiene zu tun.
Oft wird Achselbehaarung mit Schwitzen gleichgesetzt, das stimmt aber nicht zwingend. Menschen schwitzen mit oder ohne Haare; Rasieren oder Wachsen kann zudem eingewachsene Haare oder Infektionen durch kleine Schnitte mit einer unreinen Klinge verursachen – und macht eine Infektion oder Schwellung der Schweißdrüsen leicht wahrscheinlicher.
Mehr zum Thema Körperbehaarung können Sie hier nachlesen.
Lymphknoten sind kleine, bohnenförmige Strukturen im ganzen Körper, die Lymphflüssigkeit filtern und Infektionen bekämpfen. Die meisten Lymphknoten liegen tief im Körper, einige – etwa in den Achselhöhlen, an der Halsseite und in der Leiste – hingegen näher an der Oberfläche. Bei einer Infektion schwellen die betroffenen Lymphknoten an und werden druckempfindlich.
Lymphknoten sind unterschiedlich groß, je nach Lage. In den Achseln haben sie meist die Größe einer kleinen Bohne – etwa 1 cm lang und eingebettet in Fettgewebe. Bei Infektionen oder Entzündungen können sie auf Traubengröße anschwellen. Jede Lymphknotenschwellung wird als Lymphadenopathie bezeichnet; wenn sie aufgrund von Infektionen auftreten, spricht man von Lymphadenitis.
Lymphknoten können schon bei harmlosen Erkältungen geschwollen und empfindlich sein, manchmal sind sie aber Hinweise auf schwerwiegendere Probleme wie Immunerkrankungen (z. B. HIV/AIDS, Lupus), verschiedene Krebsarten (etwa Brustkrebs), rheumatoide Arthritis, andere Entzündungen sowie zahlreiche bakterielle, virale oder Pilzinfektionen.
Wenn Sie eine Lymphknotenschwellung bemerken, achten Sie auf weitere Symptome und Ihr Befinden. "Geschwollene Drüsen" deuten immer auf eine zugrundeliegende Erkrankung hin, die zu erkennen ist, um eine gezielte antibiotische, antivirale oder antimykotische Therapie einzuleiten.
Ja, in manchen Fällen stehen Achselschmerzen mit hormonellen Schwankungen in Verbindung. Während bestimmter Phasen des Menstruationszyklus, vor allem um den Eisprung oder in der Lutealphase, kommt es häufig zu Brustspannen. Das Empfinden kann auf angrenzende Regionen mit Lymphknoten – etwa die Achseln – übergreifen. Auch in der Schwangerschaft und Perimenopause sind gespannte oder schmerzende Brüste verbreitet.
Viszerale Schmerzen – also Schmerzen aus den inneren Organen – lassen sich oft schwer zuordnen. In seltenen Fällen kann Schmerz in der linken Achselhöhle auf ein Herzproblem hindeuten, da das Herz auf der linken Brustseite liegt.
Übertragene Schmerzen aus dem Herzen, etwa bei einem Herzinfarkt, können gelegentlich in den linken Arm, die Schulter, den Kiefer oder die Achsel ausstrahlen. Bei anhaltenden oder starken Achselschmerzen in Kombination mit anderen Symptomen wie Brustdruck, Atemnot, Schwindel oder Übelkeit rufen Sie umgehend ärztliche Hilfe.
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