Es wird dich wahrscheinlich nicht überraschen, wenn ich sage, dass Rauchen ungesund ist. Dennoch rauchen viele Menschen regelmäßig. Selbst diejenigen, die sich als Nichtraucherinnen betrachten, greifen gelegentlich in geselliger Runde mit einem Getränk zur Zigarette.
Warum rauchen so viele Menschen immer noch? Warum hören sie nicht einfach auf? Weil es nicht leicht ist. In diesem Artikel erfährst du, warum Rauchen so süchtig macht, wie es deiner Gesundheit schadet und bekommst Tipps, wie du aufhören kannst.
Abgesehen vom Tabak, dem Filter und dem Zigarettenpapier enthalten Zigaretten viele Zusatzstoffe wie Aromastoffe und andere chemische Verbindungen – im Durchschnitt mehr als 600 Inhaltsstoffe.
Die Chemikalien in Zigaretten stammen aus verschiedenen Phasen der Herstellung. Manche, wie Nikotin, kommen natürlich in der Tabakpflanze vor, andere werden dem Boden oder Dünger zugesetzt, weitere werden während der Verarbeitung beigefügt. Beim Abbrennen einer Zigarette entstehen neue Verbindungen – insgesamt bis zu 4000 Chemikalien im Rauch.
Tabak wird aus den Blättern der Tabakpflanze gewonnen, die Nikotin enthalten. Nikotin macht süchtig. Die Aufnahme von Nikotin führt indirekt zur Ausschüttung von Dopamin im Gehirn. Dopamin ist der „Wohlfühl“-Botenstoff, unser internes Belohnungssystem. Er sorgt dafür, dass wir liebgewonnene Aktivitäten wiederholen möchten – dazu zählen Essen, Sex oder eben das Rauchen. Je mehr Dopamin man durch eine bestimmte Handlung freisetzt, desto stärker wird das Verlangen danach – manche Aktivitäten oder Substanzen machen daher besonders schnell süchtig. Rauchen ist eine davon.
Darüber hinaus rauchen viele Menschen, um Stress abzubauen. Oft beginnen wir zu rauchen, weil wir dazu gehören möchten. Viele gelten als Gelegenheitsraucherinnen, die gerne bei einer Feier mit einem Getränk zur Zigarette greifen. Rauchen hat zudem eine psychologische Funktion – es kann ein Gespräch einleiten oder für eine willkommene Pause im Gespräch sorgen.
Viele Inhaltsstoffe in Zigaretten sind schädlich. Drei davon wollen wir genauer betrachten.
Nikotin ist ein Alkaloid (eine stickstoffhaltige organische Verbindung mit starker Wirkung auf Menschen und Tiere). Verschiedene Pflanzen bilden Nikotin – meist, um Fressfeinde abzuhalten – darunter Kartoffeln, Tomaten, Auberginen sowie einige Kräuter und Unkräuter wie Tollkirsche und Seidenpflanze. Die Tabakpflanze enthält es in besonders hoher Konzentration – 20.000 bis 40.000 Teile pro Million.
Nikotin kann je nach Dosis und individueller Empfindlichkeit beruhigend oder anregend wirken. Nebenwirkungen sind verringerter Appetit, erhöhte Herzfrequenz, gesteigerter Blutdruck und gestörter Schlaf sowie bessere Stimmung, verbessertes Gedächtnis und eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit, die Raucherinnen einen Wach-Kick verschaffen.
Regelmäßige Nikotindosen führen zu Veränderungen im Gehirn und verursachen Entzugssymptome, sobald die Zufuhr gestoppt wird.
Teer ist die Sammelbezeichnung für die beim Verbrennen von Tabak entstehenden Stoffe. Dieser Bestandteil enthält den Großteil der krebserregenden und schädlichen Substanzen im Zigarettenrauch.
Beim Einatmen lähmt der Teer vorübergehend die Flimmerhärchen – winzige, haarähnliche Strukturen, die die Luftröhre auskleiden. Diese Flimmerhärchen halten die Lunge sauber. Durch das Rauchen werden sie betäubt und der Teer gelangt tief in die Lunge. Eine Anhäufung von Teerschäden kann verschiedene Lungenerkrankungen auslösen, zum Beispiel die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Emphysem, chronische Bronchitis und Lungenkrebs.
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farbloses, geruchloses, giftiges Gas, das entsteht, wenn kohlenstoffhaltige Stoffe unvollständig verbrennen. Es kommt sowohl in Innenräumen als auch draußen vor – etwa durch Gas- und Holzöfen, Heizungen, Autoabgase und eben Zigarettenrauch.
CO gelangt durch die Lunge ins Blut und lagert sich an das Hämoglobin, das normalerweise den Sauerstoff transportiert, an – es entsteht Carboxyhämoglobin. Auf einem Hämoglobinmolekül, an dem schon CO gebunden ist, kann kein Sauerstoff mehr transportiert werden. Dadurch sinkt die Sauerstoffkapazität des Blutes und Herz und Lunge werden zusätzlich belastet.
Alle Menschen haben einen gewissen Anteil an Carboxyhämoglobin im Blut, durch Umweltbelastung meist unter 1%. Bei Raucherinnen ist der Wert oft wesentlich höher, bis zu 20%.
Tragen die Blutkörperchen zu wenig Sauerstoff, muss das Herz mehr leisten, um den Körper zu versorgen. CO ist so eine Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkte.
Es gibt viele „rauchlose Tabakprodukte“, wie Kautabak, Schnupftabak, Snus oder Dip, die inhaliert, im Mund behalten oder gekaut werden – sowie „aufllösbare Tabakprodukte“, die Nikotin in Streifen- oder Pastillenform abgeben.
Manche Menschen behaupten, diese Produkte seien weniger schädlich als Rauchen, aber dafür gibt es keinen Beweis. Der längere Konsum von rauchlosem Tabak führt zu ähnlichen Beschwerden wie das Rauchen: Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Mund- und Rachenkrebs sowie andere bösartige Tumore.
Die elektronische Zigarette (E-Zigarette, Verdampfer, Vape) ähnelt einer Zigarette nur äußerlich und im Gebrauch. Sie enthält keinen Tabak, verbrennt nicht und bildet keinen Rauch. Der inhalierten Dampf entsteht durch das Erhitzen einer Flüssigkeit, die hauptsächlich aus Propylenglykol, Glycerin, Aromastoffen und meist Nikotin besteht.
Weit verbreitet ist die Meinung, E-Zigaretten seien weniger schädlich als klassische Zigaretten, und sie könnten beim Aufhören helfen. Allerdings steht das Dampfen im Verdacht, Lungenschäden zu verursachen. 2019 gab es eine Häufung von Lungenerkrankungen bei Jugendlichen, die auf das Dampfen zurückgeführt wurde. Das amerikanische CDC spricht inzwischen von EVALI (E-Zigaretten- oder Vaping-Produkt-Syndrom).
Wenn eine Nichtraucherin den Rauch einer anderen Person einatmet, wird sie zur „Passivraucherin“ und atmet sogenannten „Sekundärrauch“ (SHS) ein. Die Risiken für die Gesundheit durch SHS waren der Hauptgrund für das Rauchverbot in Restaurants, Cafés und anderen öffentlichen Räumen, das die meisten Länder um die Jahrtausendwende eingeführt haben.
SHS verursacht viele der gleichen Krankheiten wie das aktive Rauchen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen. Das Risiko steigt mit der Nähe zur rauchenden Person. Zwar ist das Bewusstsein für SHS-Risiken weit verbreitet, das genaue Ausmaß der Gefahr bleibt aber unklar.
Fest steht: Sowohl aktives als auch passives Rauchen schadet deiner Gesundheit.
Während der Schwangerschaft zu rauchen kann sowohl Mutter als auch Kind schaden. Rauchen verringert die Fruchtbarkeit und erhöht das Risiko für Unfruchtbarkeit.
Komplikationen durch Rauchen in der Schwangerschaft umfassen:
Raucherinnen sind sich der gesundheitlichen Risiken bewusst – doch das allein hilft nur selten beim Aufhören. Egal, wann du mit dem Rauchen begonnen hast oder wie lange es Teil deines Lebens ist – aufzuhören bleibt immer eine Herausforderung.
Rauchen ist nicht nur eine Sucht, sondern oft auch eine Gewohnheit, die Willenskraft braucht, um sie zu durchbrechen. Nikotin stimuliert die Dopaminproduktion, weshalb Rauchen gegen Langeweile, Angst oder sogar Depression als – oft kurzfristiger – Ausweg genutzt wird. Mit dem Aufhören musst du neue Strategien finden, um mit diesen Gefühlen umzugehen.
Rauchen ist auch Ritual. Eine Zigarette kann fester Bestandteil der morgendlichen Kaffeepause sein oder genau das Richtige nach dem Sex. Wenn Freundinnen oder Kolleginnen ebenfalls rauchen, kann der Versuch aufzuhören noch schwieriger sein. Sie empfinden dein Nichtrauchen vielleicht als stillen Vorwurf und du musst Alternativen zum gemeinsamen Rauchen finden.
Erstelle einen Plan, der auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Manche profitieren von einem „Buddy-System“, andere nutzen Apps, die das Aufhören erleichtern, wieder andere setzen auf Nikotinpflaster & Co.
Es gibt keinen einzig richtigen Weg, mit dem Rauchen aufzuhören. Hier sind einige Tipps für die ersten Wochen:
Was kann dir sonst helfen? Versuche körperliche Bewegung als Alternative gegen Stress und erzähle anderen von deinem Plan – sie können dich unterstützen.
Wie bei jeder Sucht bringt das Aufhören Entzugssymptome mit sich. Die häufigsten sind:
Außerdem kann es zu gesteigertem Appetit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Zittern, verlangsamtem Puls, mehr Husten, Müdigkeit, Verstopfung oder Magenbeschwerden und trauriger Stimmung kommen.
Wie ausgeprägt die Entzugserscheinungen sind, ist individuell unterschiedlich. Es hilft, vorbereitet zu sein. Sei dir sicher: Egal wie schwer die ersten Wochen sein mögen – alle Symptome sind vorübergehend und werden schnell besser. Sei in dieser Zeit freundlich zu dir selbst.
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir orientieren uns oft an dem, was die anderen in unserem Umfeld tun. Raucht unser Freundeskreis, übernehmen wir die Gewohnheit – trotz der Risiken. Auch wenn sich die öffentliche Meinung zum Rauchen gewandelt hat, fällt es schwer, eine sozial gewohnte Handlung aufzugeben. Langfristig tust du dir mit neuen, gesunden Gewohnheiten einen großen Gefallen.
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