Online-Dating begann in den 1990er Jahren so richtig. Es ist wohl anzunehmen, dass Liebesbetrug im Internet nicht weit dahinter folgte. Wir alle möchten Kontakte knüpfen, aber wenn es um deine Sicherheit und dein emotionales Wohlbefinden geht, müssen Grenzen und Vertrauen festgelegt werden, bevor du den nächsten Schritt gehst. Zu wissen, wie man Catfishing erkennt, kann dir helfen, dieser Form des emotionalen Missbrauchs zu entgehen, während du online nach Beziehungen suchst.
„Catfishing“ ist in der Welt des Online-Datings mittlerweile berüchtigt. Ein „Catfish“ oder „Catfisher“ ist eine Person, die sich online als jemand anderes ausgibt, um Beziehungen auf Basis falscher Tatsachen einzugehen. Bearbeitete Bilder von sich selbst zu veröffentlichen oder ein paar Details anzupassen, um das eigene Leben spannender wirken zu lassen, ist nicht immer böswillig gemeint, aber ein übertrieben kuratiertes Profil unterscheidet sich deutlich von der/dem Täter:in, die/der gezielt dein Vertrauen missbraucht – zur Selbstbestätigung, um dich zu sexuellem Kontakt zu verleiten oder um dich um Geld zu betrügen. Manchmal kann Catfishing in groß angelegten finanziellen Betrugsfällen oder sogar in echten Bedrohungen für dein Leben und deine Sicherheit enden.
Trotzdem ist es möglich, online echte Liebe zu finden. Seit soziale Interaktion ins Internet gewandert ist, haben sich viele glückliche Paare in Chatrooms, auf Dating-Apps und über andere Online-Plattformen gefunden. Während der Pandemie-Lockdowns sind Online-Liebesbeziehungen regelrecht explodiert. Leider ist damit auch die Anzahl der Liebesbetrugsfälle gestiegen.
Egal, auf welche Art von Catfisher du triffst – sei es eine alltägliche Lügnerin oder eine wirklich gefährliche Hochstaplerin – betrogen zu werden ist immer eine entsetzliche Erfahrung.
Außerdem sind Online-Betrügereien oft rein rechtlich völlig legal. Streng genommen gilt, wenn du jemandem online Geld oder private Fotos schickst, hast du es freiwillig getan. Wenn du mit jemandem schläfst, war es deine Entscheidung, auch wenn sich später herausstellt, dass sie gelogen haben, Single zu sein. Obwohl die großen Social-Media-Plattformen behaupten, sie würden mehr für Sicherheit tun, ist das Nutzen eines gefälschten Profilbildes, das Lügen über den Job oder sogar das Fälschen einer ganzen Identität in den meisten Fällen nicht regelwidrig.
Lass uns eines klarstellen: Wenn du auf die Lügen von jemandem hereingefallen bist, ist es nicht deine Schuld, dass sie dich belogen haben. Online-Catfisher bleiben absichtlich bei ihrer Täuschung, sie investieren viel Zeit und oft sogar Geld, um dich glauben zu lassen, was sie wollen.
Wir hören häufiger Geschichten, in denen Männer Frauen in falsche Beziehungen verwickeln, wie der Tinder-Schwindler, der sich als reich ausgibt, um attraktiver zu wirken. Aber Betrug kann in alle Richtungen gehen. In den letzten Jahren waren auch LGBTQ-Dating-Apps von sogenannten „Sextortion“-Hassverbrechen und Catfishing-Betrügereien betroffen. Jede:r kann eine falsche Identität benutzen, und unter professionellen Betrüger:innen stecken manchmal gleich mehrere Personen hinter einem einzigen Account - sie führen Konversationen, halten Kontakte aufrecht und fälschen sogar Videocalls.
Glaube nicht alles, was du im Internet liest. Das galt schon immer, und technische Entwicklungen verschärfen das Problem. Mit den neuesten Online-Betrugsmaschen und Deepfake-Technologien Schritt zu halten kann frustrierend und extrem anstrengend für das Selbstbewusstsein sein.
Eine sehr bewährte Faustregel lautet: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich nicht wahr. Jede will beim Daten einen guten ersten Eindruck machen, das ist online nicht anders. Vielleicht bist auch du versucht, dich von deiner besten Seite zu zeigen und ein älteres Foto aus Vor-Corona-Zeiten zu verwenden. Das ist völlig normal – und gleichzeitig ein guter Hinweis, hübschen Worten und Bildern nicht zu viel Bedeutung beizumessen.
Vorsicht zu bewahren bedeutet nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt oder dass du nichts Gutes verdienst. Wenn du beim Chatten mit einem neuen Schwarm ständig rätseln musst, ob die Interaktion wirklich echt ist oder ob jedes Kompliment nur gespielt ist, höre auf dein Bauchgefühl. Catfishing ist oft mit Cybermobbing vergleichbar. So wie die „Coolen“ in der Schule sich mit den Außenseiter:innen anfreunden nur, um später über sie zu lachen. Wer dich absichtlich täuscht, respektiert dich nicht als Person. Niemand hat es verdient, so behandelt zu werden – aber manchmal passiert es einfach.
Die kurze Antwort: Es kann jede treffen.
Manche Gruppen sind anfälliger und eine leichte Beute für Betrüger:innen:
Jede Person online, die sich einsam fühlt, ist für Catfisher interessant. Sprich mit deinen Freundinnen und Familienmitgliedern über deren Online-Kontakte. Wenn deine verwitwete Mutter plötzlich mit einem tollen Typen auf Facebook schreibt, kläre sie über Risiken auf und weise sie darauf hin, Warnsignale ernst zu nehmen.
Das größte Warnsignal – quasi ein Leuchtsignal – ist, wenn die Person, mit der du chattest, nach Geld fragt. Dabei ist es egal, ob es angeblich für sie selbst ist oder für einen angeblich guten Zweck.
NIEMALS Geld an eine Online-Bekanntschaft schicken, egal wie gut du sie zu kennen glaubst, selbst wenn ihr schon Monate Kontakt hattet und telefoniert oder gechattet habt. Schicke kein Geld. Gib keine Bankdaten preis. Teile auch keine persönlichen Informationen zu deinen Wohnverhältnissen mit.
Erfahrene Betrüger:innen liefern dir immer einen überzeugenden Notfall, warum sie dringend Geld brauchen. Vielleicht sollen es medizinische Ausgaben sein, Hilfe für die Oma oder einfach das Ticket, um dich besuchen zu können. Egal wie glaubwürdig sie klingen und wie sehr du ihnen glauben willst: Bleib standhaft. Wenn jemand wirklich keinen Freund oder Angehörige hat, die ihr oder ihm im Notfall helfen würden – gibt es dafür wahrscheinlich einen Grund. Seriöse Wege, Geld zu leihen, gibt es genug – ohne fremde Online-Kontakte darum zu bitten.
Auch Kryptowährungs-Betrug ist verbreitet. Dein Schwarm könnte beiläufig von Kryptowährungen schwärmen und behaupten, wie erfolgreich sie oder ihre Freunde sind. Neugierig und vielleicht geblendet willst du mitmachen. Schnelles Geld wirkt verlockend. Aber Vorsicht vor hohem Druck, anonymen Angeboten, Gruppen-Einladungen, Fake-Prominenten und garantierten Gewinnen. Wenn deine neue Bekanntschaft dich zu einer Investition drängt – recherchiere zuerst selbst!
Eine schnelle Internet-Suche reicht nicht. Gefälschte Marken, Webseiten und Anbieter wirken oft sehr glaubwürdig. Man registriert sich, zahlt Geld ein, und alles sieht gut aus – bis dein Geld verschwunden ist und deine Daten an andere Betrüger:innen verkauft werden.
Jede seriöse Kryptowährungsfirma veröffentlicht ein Whitepaper, in dem Projekt und Technik erklärt werden. Wer hier mitspielt, sollte wissen, worauf sie sich einlässt.
Wer dich mit einem Fake-Profil catfished, zeigt meist schon vorher Anzeichen, lange bevor sie nach Geld fragt. Darauf solltest du achten:
Der Job ist remote, geheim oder auffällig hochgestellt. Sogenannte Military Romance Scams sind sehr häufig. Es klingt logisch: einsame Soldaten in fernen Ländern, aufreibende Arbeit – sie suchen Liebe online. Aber diese Legende liefert auch perfekte Ausreden für unangenehme Fragen: Wo genau bist du stationiert? Was macht du da? Was hast du vorher gemacht? Wann sehen wir uns? Kannst du mehr Fotos schicken? Sorry Baby, das ist geheim.
Ähnliche Geschichten: Arbeiten auf einer Bohrinsel, als Diplomatin im Ausland oder als wichtiges Management einer geheimnisvollen Firma oder Organisation – Hauptsache, nicht greifbar.
Das große Liebesbekenntnis kommt extrem schnell. “Lovebombing” nennt man es, wenn in den ersten Wochen große Liebeserklärungen, Heiratsversprechen, Geschenke und große Gesten fallen. So wird blitzschnell Vertrauen aufgebaut und Zugang zu persönlichen Informationen wie Adresse oder Telefonnummer erlangt.
Es ist verlockend, sich darauf einzulassen. Wer lässt sich nicht gern umwerben? Okay, vielleicht etwas übertrieben… aber er ist einsam, oder er ist eben ein Ausländer, da ist das normal… Wer sich überzeugen lassen will, findet immer Gründe. Wir empfehlen dir dennoch: Bewahre einen kühlen Kopf und schaue erst einmal genau hin.
Die Online-Präsenz ist seltsam. Sie haben entweder sehr wenige oder extrem viele Social-Media-Freund:innen. Das Profilbild wirkt zu schön, um wahr zu sein. Es wird viel mit Reichtum oder wilden Abenteuern geprahlt. Das Profil ändert sich kaum, oder sie posten nie Aktuelles wie Konzerte oder Restaurantbesuche. Werden sie überhaupt von Freund:innen auf Geburtstage oder mit lustigen Memes markiert?
Widersprüche in ihren Erzählungen. Wenn dir Unstimmigkeiten in Aussagen zu Familie, Kindheit, Zukunftsplänen oder Sonstigem auffallen, sie Themen meiden oder defensiv reagieren, frage ruhig nach. Kommen keine klaren Informationen – lass die Finger davon. Überprüfe Fakten, aber beachte: Was du online findest, ist auch der Person auf der anderen Seite zugänglich.
Copy-Paste-Text oder sie sprechen deine Sprache nicht. Schlechte Grammatik, unpassende und formelhafte Sätze sind weitere Warnsignale. Typos passieren jeder, aber die berühmten nigerianischen Prinzen legen mehr Wert aufs schnelle Geld als auf perfekte Kommunikation. Manche Betrüger:innen bedienen sogar mehrere Opfer gleichzeitig. Kopiere eine verdächtige Chatnachricht in die Suchmaschine einer Social-Media-Plattform – taucht sie dort auf, ist klar: Das ist nicht die Eine.
Versprochene Treffen werden nicht eingehalten. Ihr schreibt euch und wollt zum ersten Mal telefonieren oder euch draußen treffen. Du bist bereit, aber sie sagen kurz vorher ab oder erscheinen einfach nicht – immer mit neuen Ausreden. Ist sie wirklich so sprunghaft? Oder wirst du nur hingehalten?
Kontrolle folgt schnell. Was machst du gerade? Mit wem bist du unterwegs? Wo gehst du heute Abend hin? Möchte deine Chat-Bekanntschaft alles wissen? Ist sie einfach nur interessiert … oder ist das schon ein ungutes Gefühl? Höre auf deinen Bauch. Mach keine Ausreden für kontrollierendes Verhalten! Kontrolle ist ein knallrotes Warnsignal – auch, wenn jemand in anderen Punkten ehrlich ist.
Folgende Vorsichtsmaßnahmen sollten beim Online-Dating selbstverständlich sein:
Überprüfe Social-Media-Profile. Gewöhnen dir an, Namen, Arbeitsstelle, Heimatstadt, Schule, Hobbys oder Ereignisse der Person zu googeln und umgekehrte Bildersuche zu nutzen. Die Treffer sind nicht immer eindeutig: Zum Beispiel erlaubt Instagram seit 2018 keinen Direkteinbau für viele Dienste mehr. Lade also das Profilbild auf deinen Rechner und lade es in eine Bildsuchmaschine wie Google, TinEye oder Veracity. Benutzt dein neuer Schwarm ein fremdes Bild, ist das ein recht zuverlässiger (wenn auch nicht narrensicherer) Hinweis.
Achte darauf, dass du selbst online nicht zu viel von dir zeigst. Kümmere dich um Privatsphäre-Einstellungen, damit nicht jede:r alles sieht, was du teilst. Teile nicht zu viel – keine Kontodaten, keine zu privaten Infos, und keine Nacktbilder von dir.
Wenn du das Gefühl hast, dass du einen guten Match gefunden hast und eine Beziehung eingehst, erzähle Freundinnen davon. Integriere die neue Person in deinen sozialen Kreis, zumindest virtuell. Immer gilt: Sag jemandem Bescheid, wenn du dich zum ersten Mal real treffen möchtest.
Ältere Menschen und Kinder kennen oft nicht die ganzen Risiken im Netz. Sprich mit deinen Bekannten über Online-Gefahren.
Scheue dich nicht, verdächtige Accounts zu blockieren und zu melden. Wurden dir Geld oder andere Dinge abgepresst, überwinde den Stolz und geh zur Polizei. Zwar können die Behörden oft nicht sofort helfen – eine gefälschte Identität hinterlässt kaum Spuren. Aber wenn die Catfisher:in weiter macht, kann deine Aussage viel bewirken.
Auch wenn es durch die Pandemie mehr Catfishing gibt, sind Online-Betrüger:innen immer noch die Ausnahme. Catfishing ist eine schlimme Form von emotionaler Manipulation und Cybermobbing.
Falls du selbst das Gefühl hast, dich online hinter einer falschen Identität verstecken zu müssen, hinterfrage das ehrlich und hol dir professionelle Unterstützung.
Gerade bei Online-Dates gilt: Lieber einmal zu vorsichtig als zu vertrauensselig. Eine anständige Person respektiert dein Bedürfnis nach Sicherheit und offener Kommunikation beim ersten Kennenlernen. Auch sie hat ehrliche Offenheit verdient. Gemeinsam könnt ihr die gefährlichen Gewässer des Online-Datings durchqueren und vielleicht etwas Unperfektes, aber Schönes im echten Leben daraus machen.
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