Menstruationsgesundheit und psychische Gesundheit sind eng miteinander verbunden und können sich gegenseitig beeinflussen. Manchmal ist der Effekt so stark, dass er deinen Alltag beeinträchtigt. Hormonelle Ungleichgewichte, Menstruationsstörungen und andere Funktionsstörungen der Fortpflanzungsorgane können dazu führen, dass du dich überwältigt, ängstlich oder sogar depressiv fühlst.
Es mag auf den ersten Blick unwichtig erscheinen, aber der Menstruationszyklus ist kraftvoll und beeinflusst viele Aspekte im Leben einer Frau. Während wir meist auf die eigentliche Menstruation achten, erkennen wir oft nicht die vielen wichtigen Prozesse, die im restlichen Zyklus ablaufen. Hormonelle Schwankungen wirken sich auf dein Aussehen, deine Stimmungen, Gelüste und deine Lust aus. Und darüber hinaus können sie deine psychische Gesundheit erheblich beeinflussen.
Zahlreiche Faktoren bestimmen unser psychisches Wohlbefinden. Auslöser wie Trauma, Stress, gesellschaftlicher und sozialer Druck sowie schlechte Lebensbedingungen beeinflussen unseren körperlichen und psychischen Zustand. Weniger sichtbar sind die unsichtbaren, inneren chemischen und hormonellen Schwankungen, die unser Gefühlsleben maßgeblich prägen können. Beispielsweise sorgen Endorphine – die Glückshormone – dafür, dass du dich fröhlich und energiegeladen fühlst und Schmerzen sogar reduziert werden können.
Auf der anderen Seite bewirken Hormone manchmal mehr Schaden als Nutzen. Wenn du jemals unter dem prämenstruellen Syndrom (PMS) gelitten hast, weißt du, dass hormonelle Schwankungen dich launisch, gereizt, emotional und in manchen Fällen sogar schwer depressiv, ängstlich oder suizidal machen können. In diesem Artikel möchten wir über einen Zustand sprechen, der prämenstruelle Exazerbation (PME) genannt wird und deinen Alltag stark beeinträchtigen kann.
Die prämenstruelle Exazerbation ist sowohl eine endokrine Erkrankung als auch eine psychische Störung, die meistens in der dritten Phase des Zyklus, der sogenannten Lutealphase, auftritt. Sie beschreibt die Verschlimmerung bereits bestehender psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen usw.
Im Gegensatz zu den eher klassischen prämenstruellen Beschwerden sind PME-Symptome vor allem psychischer Natur und zeigen sich durch eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit.
Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, sich vor der Periode leicht gereizter zu fühlen. Um festzustellen, ob du PME hast, beobachte auch weitere Symptome:
Die Forschung zur prämenstruellen Exazerbation steckt noch in den Kinderschuhen. Eine ähnliche Erkrankung, die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD), wurde erst 2013 als offizielle Diagnose anerkannt. Es ist also klar, dass mehr Forschung nötig ist, um besser zu verstehen, was Frauen erleben, und bessere Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Die meisten Expertinnen sind sich mittlerweile einig, dass plötzliche Veränderungen der psychischen Gesundheit durch hormonelle Schwankungen ausgelöst werden können.
Die Lutealphase ist geprägt von einem Abfall des Östrogenspiegels und einem Anstieg des Progesterons. Einige Frauen reagieren besonders sensibel auf diese Hormonschwankungen, was zu Stimmungsschwankungen führen kann. Zyklusbedingte hormonelle Veränderungen können außerdem zu einem Serotoninmangel führen – eines der Wohlfühlhormone. Fehlt Serotonin, sinkt das allgemeine Wohlbefinden stark ab.
Auch Frauen mit hormonellem Ungleichgewicht sind häufiger von PME und anderen Menstruationsstörungen betroffen. Leider gibt es nach wie vor viel Stigmatisierung rund um Menstruations- und psychische Gesundheit. Selbst Betroffene holen sich oft keine Hilfe, weil sie denken, dass ihre unangenehmen prämenstruellen Symptome einfach hingenommen werden müssen, statt sie als Warnsignal des Körpers zu erkennen. Wir sollten freundlich zu uns selbst sein, uns weiterbilden und unsere Erfahrungen teilen, um PME von anderen Menstruationsbeschwerden zu unterscheiden.
Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist wahrscheinlich die bekannteste Menstruationsstörung. Einige Tage oder bis zu einer Woche vor dem Einsetzen der Periode führen hormonelle Veränderungen zu verschiedenen Symptomen. Leider wird das, was Frauen vor der Menstruation erleben, oft heruntergespielt und allein dem PMS zugeschrieben, was nicht immer der Fall ist.
PMS geht mit körperlichen und psychischen Symptomen einher, die zwar belastend sein können, aber das Leben meistens nicht grundlegend verändern. Körperliche Beschwerden sind etwa Blähungen, gespannte Brüste, Krämpfe, Rückenschmerzen und Erschöpfung. Psychische Symptome sind meist milder als jene bei PME und umfassen Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Heißhungerattacken und Schlafprobleme. Frauen mit PME erleben häufig auch die körperlichen PMS-Symptome, aber PME lässt sich durch starke Stimmungsveränderungen und das Gefühl, den Verstand zu verlieren, unterscheiden.
Beide Erkrankungen ähneln sich sehr. Wie bei PME äußert sich auch die PMDD in starken Stimmungsschwankungen. PMDD ist eine schwere Form des PMS mit körperlichen Symptomen, aber noch viel gravierenderen Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Betroffene können unter Weinkrämpfen, Depressionen, suizidalen Gedanken, Essanfällen, Substanzmissbrauch, Müdigkeit sowie mangelnder Konzentration oder Schwierigkeiten im Alltag, Zuhause, bei der Kinderbetreuung oder in Beziehungen leiden.
Ein Unterschied zwischen PMDD und PME ist, dass bei PME bereits bestehende psychische Erkrankungen durch die Menstruation verstärkt werden, während Menschen mit PMDD in der ersten Zyklushälfte häufig beschwerdefrei sind und in der zweiten Hälfte zusammenbrechen.
Frühe Statistiken zeigen, dass Frauen mit PMDD häufiger suizidale Gedanken haben und diese auch in die Tat umsetzen. Beide Erkrankungen können den Alltag erheblich beeinträchtigen und sind ernste psychische sowie endokrine Störungen, die behandelt werden müssen.
Psychische Erkrankungen sollten niemals ignoriert werden, auch wenn dir bewusst ist, dass Hormone im Spiel sind. Schlechte psychische Gesundheit muss ernst genommen werden, unabhängig von der Ursache. Es gibt zwar kein spezielles Medikament gegen PME, aber du kannst die Symptome durch Lebensstiländerungen und manchmal auch Medikamente lindern.
Es ist wichtig, das Gehirn gesund zu halten und die Hormone ins Gleichgewicht zu bringen. Eine Möglichkeit ist, auf die richtige Nährstoffzufuhr zu achten, den Blutzucker stabil zu halten und den Cortisol-Stress zu minimieren. Blutzuckerspitzen können Energiehochs und -tiefs verursachen, die Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit verstärken. Das kannst du vermeiden, indem du regelmäßig und häufiger, aber kleinere Portionen isst. Deine Mahlzeiten sollten Kohlenhydrate und Proteine enthalten, damit dir Energie über längere Zeit zur Verfügung steht.
Längere Essenspausen lassen den Cortisolspiegel – ein Stresshormon – ansteigen. Lege dir also einen Rhythmus zurecht, bei dem du 5–6 kleine Mahlzeiten pro Tag zu dir nimmst. Studien haben gezeigt, dass Kalzium, B-Vitamine, Magnesium und Vitamin E dabei helfen können, die Symptome von PMS und PMDD zu lindern. Wenn deine Ernährung daran arm ist, sprich mit deiner Ärztin über die Möglichkeit von Nahrungsergänzungsmitteln.
Wenn sich deine Beschwerden verschlimmern, zögere nicht, deine Hausärztin zu kontaktieren und dich an eine Psychiaterin überweisen zu lassen. Es gibt viele verschiedene Fachrichtungen in der Psychotherapie, aber nur Psychiaterinnen dürfen Antidepressiva oder Medikamente gegen Angstzustände verschreiben. Wenn dich deine psychische Verfassung in der ersten Zyklushälfte wenig beeinträchtigt, kannst du die Medikation auch auf die zwei Wochen vor der Menstruation beschränken.
Hormonelle Verhütung hat bei einigen Frauen die PMS-Beschwerden gelindert, da sie die Hormonschwankungen im Zyklus reguliert. Beziehe bei der Wahl der Methode alle Vor- und Nachteile in deine Entscheidung ein, um das passende Präparat für dich und deine Lebenssituation zu finden.
Manche Frauen, die unter PME oder PMDD leiden, berichten von positiven Veränderungen, nachdem sie gezielt Bewegung und Entspannungstechniken in ihre Woche integriert haben. Stimme dein Training auf die Bedürfnisse deines Zyklus ab, um den größten Nutzen daraus zu ziehen. In der ersten Woche deines Zyklus solltest du es ruhiger angehen lassen und deinem Körper Zeit für die Menstruation geben – etwa durch lange Spaziergänge und Yoga. In der zweiten und dritten Woche kannst du fordernde Aktivitäten wie Krafttraining und Cardio einbauen. Die vierte Woche, also die Woche vor deiner Periode, eignet sich erneut für Erholung und sanfte Bewegung wie Spazierengehen, Yoga und leichtes Aerobic.
Entspannungstechniken helfen, deinen Stresslevel und deine Angstzustände zu verringern. Meditation ist eine einfach umsetzbare Methode für zu Hause. Darüber hinaus kann eine Massage, Akupunktur oder eine andere entspannende Körpertherapie gut tun. Es lohnt sich zudem, die Arbeitsbelastung eine Woche vor der Periode zu reduzieren und wichtige sowie belastende Termine nach hinten zu verschieben.
Ein gesunder Zyklus trägt zu deinem Wohlbefinden bei. Doch im stressigen modernen Alltag ist das oft nicht der Fall. PME und andere Menstruationsbeschwerden können überfordernd sein, deshalb ist es wichtig, Hilfe zu suchen und dein Leiden nicht als Selbstverständlichkeit zu akzeptieren. Mit der richtigen Struktur, ein paar Veränderungen deines Lebensstils und ggf. etwas Medikation kannst du ein glückliches und erfülltes Leben führen.
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