Diabetes ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Wir Betroffenen können entweder kein Insulin produzieren oder das vorhandene Insulin nicht richtig verarbeiten. Insulin ist ein Hormon, das es unseren Zellen ermöglicht, Glukose aus dem Blut aufzunehmen und in Energie umzuwandeln. Eine Diabetes-Diagnose – bei sich selbst oder bei einer geliebten Person – kann beängstigend sein, aber die Krankheit lässt sich erfolgreich kontrollieren und ein erfülltes Leben ist möglich.
Diabetes ist eine komplexe Erkrankung, die sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit einer Person beeinflusst. Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes sind chronisch und bisher nicht heilbar. Die dritte Form, der Schwangerschaftsdiabetes, ist eine seltene Komplikation während der Schwangerschaft, die meist nach der Geburt von selbst verschwindet. Die gute Nachricht ist: Alle Formen von Diabetes können bei richtiger Behandlung erfolgreich kontrolliert werden.
Normalerweise werden Zucker und Stärke in den Kohlenhydraten, die wir essen, durch das Enzym Amylase in Speichel und Dünndarm in Glukose umgewandelt. Nachdem unsere Nahrung abgebaut wurde, gelangt die Glukose in die Leber. Die Leber steuert dann die Freisetzung von Glukose ins Blut. Spezielle Zellen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) überwachen den Blutzuckerspiegel. Steigt der Blutzucker, reagieren die Beta-Zellen im Pankreas und schütten das Hormon Insulin aus. Insulin wirkt wie ein Schlüssel, der die Zellmembranen öffnet, damit Glukose in die Muskel- und andere Körperzellen gelangt, wo sie entweder sofort zur Energiegewinnung oder für eine langfristige Speicherung in Fett umgewandelt wird.
Menschen mit Typ-1-Diabetes produzieren nicht genug Insulin, während Personen mit Typ-2-Diabetes zwar Insulin herstellen, dieses aber nicht so effektiv wirkt, wie es sollte.
Heutzutage betrifft Diabetes etwa jede zehnte Person weltweit – ungefähr 537 Millionen Menschen. In den meisten Ländern haben zwischen 5 und 10 % der Bevölkerung eine Form von Diabetes. In Pakistan ist beinahe jede dritte Person betroffen, während in Mauretanien nur jede fünfzigste Person unter der Erkrankung leidet. Obwohl Diabetes häufig mit dem Anstieg von Übergewicht und zunehmendem Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel in Verbindung gebracht wird und dadurch wie ein modernes Problem wirkt, ist das tatsächlich nicht der Fall.
Eine Beschreibung der Krankheit wurde bereits in einem altägyptischen Manuskript um 1500 v. Chr. gefunden und der Begriff Diabetes, „hindurchfließen“, wurde von einem Arzt im antiken Griechenland verwendet, um übermäßigen Urinfluss zu beschreiben – eine Methode des Körpers, überschüssigen Zucker auszuscheiden und ein typisches Symptom von Diabetes. Früher wurde Diabetes diagnostiziert, indem der Urin einer Patientin auf süßen Geschmack überprüft wurde.
Erst 1921 wurde das Hormon Insulin, das heute die wichtigste Behandlungsoption bei Typ-1-Diabetes ist, erstmals isoliert, und es wurden erste Experimente zur Rolle bei der Regulierung des Blutzuckers durchgeführt. Vor dieser Entdeckung blieben viele Betroffene unerkannt oder starben häufig früh an diabetesbedingten Komplikationen, selbst wenn die Krankheit erkannt worden war. Im vergangenen Jahrhundert haben wir viel über das erfolgreiche Management von Diabetes und den damit verbundenen Symptomen gelernt.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper fälschlicherweise seine Beta-Zellen im Pankreas (Bauchspeicheldrüse), die Insulin produzieren, zerstört.
Meistens wird er bei Säuglingen und jungen Kindern diagnostiziert, kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten. Typ-1-Diabetes entsteht nicht durch Ernährung oder Lebensstil; sie gilt als genetische Erkrankung, wobei aber auch ein Umweltauslöser eine Rolle spielen kann. Nur 5–10 % aller Diabetikerinnen haben Typ-1-Diabetes.
Um schwere Folgen für den gesamten Körper zu vermeiden, müssen Menschen mit Typ-1-Diabetes ihren Blutzuckerspiegel genau überwachen und den Glukosehaushalt durch die tägliche Insulineinnahme regulieren. Dies kann besonders bei kleinen Kindern eine Herausforderung darstellen – mit zunehmender Routine wird der Umgang mit Insulin aber leichter. Die Therapie muss ein Leben lang fortgeführt werden, da es derzeit keine Heilung gibt.
Insulin kann per Spritze, Insulinpen (mit vordosierter Menge) oder Insulinpumpe verabreicht werden – ein kleines Gerät, das auf der Haut getragen wird und den Tag über eine gleichmäßige, niedrige Basaldosis sowie zu den Mahlzeiten eine zusätzliche, höhere Bolusdosis durch einen kleinen Katheter abgibt. Insulinpumpen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die sich teils stark voneinander unterscheiden. Sie arbeiten meist sehr zuverlässig und präzise, müssen aber befüllt, programmiert und überwacht werden – der Umgang will gelernt sein, doch mit etwas Übung gelingt das sicher.
Deine Ärztin kann dir helfen, das am besten passende System für dich und deinen Lebensstil auszuwählen. Für den Fall einer Störung der Pumpe solltest du immer Notfall-Insulinspritzen griffbereit haben.
Typ-2-Diabetes, auch als Insulinresistenz bekannt, ist die mit Abstand häufigste Diabetesform. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Zellen reagieren nicht ausreichend darauf. Der Pankreas versucht, mehr Insulin zu produzieren, doch das reicht nicht, damit die Zellen die Glukose aus dem Blut aufnehmen und der Körper die benötigte Energie bereitstellen kann.
Es wird angenommen, dass sich Insulinresistenz langsam entwickelt, da Typ-2-Diabetes meist bei Erwachsenen diagnostiziert wird; jedoch können auch Kinder – besonders in der Pubertät, wenn Wachstumsfaktoren ansteigen – daran erkranken. Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) und wenn die eigene Mutter während der Schwangerschaft Schwangerschaftsdiabetes hatte.
Typ-2-Diabetes lässt sich meist durch Überwachung des Blutzuckers sowie eine entsprechende Ernährung und Bewegung kontrollieren – in manchen Fällen sogar umkehren. Gegebenenfalls wird auch eine Gewichtsabnahme empfohlen, da Übergewicht häufig die Glukoseaufnahme verschlechtert – aber nicht alle Menschen mit Übergewicht haben Diabetes, und auch ohne Übergewicht kann Insulinresistenz auftreten.
Es ist wichtig, den Blutzucker im Gleichgewicht zu halten, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Falls nötig, kann deine Ärztin dir ein kurzwirksames Insulin für Mahlzeiten, ein langwirksames für Zwischendurch und die Nacht oder ein nicht-insulinbasiertes Medikament wie Metformin verschreiben, um deinen Blutzuckerspiegel zu regulieren.
Sogar ansonsten gesunde Frauen können während der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln – etwa 2–10 % aller Schwangerschaften sind betroffen.
Schwangerschaftsdiabetes tritt auf, wenn hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft auch die Insulinproduktion, -speicherung und -verwertung beeinflussen und zu einer potenziell gefährlichen Insulinresistenz führen. Die Erkrankung zeigt sich meist ab der 24. Schwangerschaftswoche (bei Zwillingen oder Mehrlingen oft auch früher), verschwindet aber in der Regel nach der Geburt von selbst wieder.
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes benötigen während der gesamten Schwangerschaft eine besonders sorgfältige Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Insulinhaushalt und haben ein höheres Risiko für Präeklampsie. Bei Einhaltung des Behandlungsplans verlaufen die meisten Schwangerschaften bei Betroffenen aber problemlos, dennoch kann manchmal ein Kaiserschnitt erforderlich sein. Mutter und Kind haben zwar ein erhöhtes Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken, doch dieses Risiko kann gut gemanagt werden.
Die genaue Ursache des Schwangerschaftsdiabetes ist bislang nicht vollständig geklärt. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht und eine genetische Veranlagung für Insulinresistenz. Bist du bereits schwanger, vereinbare regelmäßige Kontrollen mit deiner Ärztin oder Gynäkologin. Indem du deine Situation akzeptierst und den Behandlungsplan konsequent umsetzt, tust du das Beste für dich und dein Kind.
Diabetes wird vor allem durch wiederholte Messung der Blutzuckerwerte festgestellt. Bleiben diese über einen längeren Zeitraum erhöht, ist es sehr wahrscheinlich, dass du Diabetikerin oder Prädiabetikerin bist.
Acanthosis nigricans kann ein recht deutlicher Hinweis auf Typ-2-Diabetes sein. Dabei treten samtige oder rau wirkende dunkle Hautstellen oder Streifen auf, besonders am Nacken und in Körperfalten wie Achselhöhlen, Ellenbeugen und der Leiste.
Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes verursachen zahlreiche mögliche Symptome im ganzen Körper. Diese können lange unauffällig bleiben und dann plötzlich auftreten.
Plötzlicher Gewichtsverlust oder Muskelschwund kann ebenfalls ein Zeichen dafür sein, dass der Körper durch Diabetes seine Ressourcen nur noch schlecht nutzen kann.
Nimm die Diagnose oder eine Risikoeinschätzung zu Diabetes bitte ernst. Unbehandelt kann Diabetes zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen, darunter Nierenerkrankungen, Leberschäden, Nervenschäden, Durchblutungsstörungen – besonders in Armen und Beinen –, Probleme mit Mundgesundheit, Seh- und Hörvermögen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit erheblichem Risiko für einen Herzinfarkt führen. Auch deine psychische Gesundheit kann leiden, wenn dein Körper durch Diabetes belastet ist.
Eine Diabetes-Diagnose wirkt oft erschütternd, bedeutet aber keinesfalls, dass dein bisheriges Leben vorbei ist. Es werden vielleicht einige Anpassungen im Lebensstil nötig sein, aber mit guter Kontrolle kannst du trotzdem gesund und glücklich leben.
Manchmal braucht jede von uns emotionale Unterstützung, denn Diabetes kann belastend sein. Über deine Sorgen zu sprechen – beispielsweise mit einer vertrauten Person oder Expertin für psychische Gesundheit – kann helfen. Es gibt auch viele nationale und internationale Organisationen, die Aufklärung und Unterstützung für Betroffene anbieten. Du musst damit nicht allein sein.
Das Diabetesmanagement begleitet dich dein Leben lang, und manchmal gibt es Rückschläge oder Herausforderungen. Habe Geduld mit dir und anderen, während du dich mit der Diagnose anfreundest und lernst, auf die Bedürfnisse deines Körpers zu achten. Feier deine Fortschritte – auch kleine –, um dich bewusst zu stärken und positiv zu bestärken!
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