Tinnitus ist eine ungebetene Begleiterin, die deinen Tag mit einem ständigen, hochfrequenten Klingeln in deinen Ohren stören kann. Das ist nicht nur lästig – diese Phantomgeräusche können deine Konzentration, deinen Schlafrhythmus und deine Lebensqualität beeinträchtigen.
Tinnitus ist kein äußerliches Geräusch, sondern eine innere Wahrnehmung, die vom Gehirn erzeugt wird. Sie kann sich als Klingeln, Summen, Zischen oder sogar musikalische Töne bemerkbar machen. Obwohl vorwiegend das Hörsystem betroffen ist, kann Tinnitus auf verschiedene Ursachen im Körper zurückzuführen sein, was jeden Fall einzigartig macht.
Der Name der Erkrankung, Tinnitus, kommt vom lateinischen tinnire, „klingen“. Und tatsächlich beschreiben viele Menschen dieses hartnäckige und störende Geräusch in einem oder beiden Ohren als Klingeln. In den meisten Fällen – bis zu 95 % – ist Tinnitus subjektiv, das heißt, es gibt keine greifbare Ursache für das Geräusch. Es handelt sich um ein Geräusch, das vom Gehirn wahrgenommen wird und für das es scheinbar keinen äußeren Auslöser gibt.
Tinnitus entsteht häufig durch Schäden an den Stereozilien – winzige haarähnliche Ausstülpungen der Sinneszellen im Innenohr. Diese kleinen Härchen helfen normalerweise dabei, Schallsignale ans Gehirn zu übertragen, damit du die Geräusche um dich herum wahrnehmen kannst. Sie sind auch wichtig für dein Gleichgewicht.
Werden diese Zellen beschädigt oder funktionieren sie nicht richtig, können sie zufällige Signale senden, die das Gehirn als Geräusch interpretiert – obwohl in Wirklichkeit kein Geräusch vorhanden ist. Es ist also eine Art Trick deiner Ohren – eine auditive Illusion.
Häufige Faktoren, die zu Tinnitus beitragen, sind:
Früher galten Rockkonzerte und längerer Aufenthalt in lauter Arbeitsumgebung als Hauptursache für tinnitusbedingte Beschwerden, doch mittlerweile scheint einfach alles lauter zu werden. Auch ein normales Konzert oder ein Kinofilm kann schon die sichere Dezibelgrenze überschreiten.
Damit ist aber nicht gesagt, dass nur laute Geräusche Tinnitus verursachen. Wer zu Tinnitus neigt, kann feststellen, dass der Konsum von Stimulanzien – selbst Kaffee – das Leiden verschlimmert.
Tinnitus kann auch vorübergehend sein, zum Beispiel nach einem lauten Konzert, wenn deine Ohren eine Pause brauchen und sich am nächsten Tag wieder normal anfühlen. Manchmal hält er aber auch länger an – und das kann wirklich belastend sein.
In solchen Fällen ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen und die Ohren von einer HNO-Ärztin untersuchen zu lassen, um etwaige Auslöser festzustellen und Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
Tinnitus ist ein Zustand, der ganz unterschiedliche Symptome hervorbringen kann.
Betroffene nehmen ein anhaltendes Geräusch in ihren Ohren oder im Kopf wahr. Dieses Geräusch kann sich als Klingeln, Summen, Zischen oder sogar Dröhnen äußern. Das Entscheidende: Diese Geräusche werden ohne äußere Quelle wahrgenommen. Es ist ein bisschen wie das „Meer im Ohr“, wenn man eine Muschel ans Ohr hält – nur ohne Muschel und ganz ohne echten Druck oder Reiz, alles spielt sich im Inneren ab.
Manchmal scheint das Geräusch zu pulsieren, sogar im Takt des eigenen Herzschlags – das nennt man pulsierenden Tinnitus.
Viele Tinnitus-Betroffene merken, dass ihnen die Konzentration oder das Einschlafen schwerfällt, weil das Geräusch nicht nachlässt. Besonders belastend wird es, wenn Tinnitus chronisch wird und keine Erleichterung von den dauerhaften Phantomgeräuschen eintritt. Das kann die Alltagsbewältigung erheblich erschweren.
Wir kennen es alle: Ein summendes Insekt am Ohr kann wahnsinnig machen. Ein Geräusch, das nur du selbst hörst – stunden-, tage- oder sogar jahrelang – kann zur echten Qual werden, auch wenn es körperlich nicht direkt schadet.
Die Menière-Krankheit ist eine anfallsartige Erkrankung des Innenohrs, die Schwindel oder Drehgefühle verursacht. Tinnitus und Hörverlust sind typische Symptome. Betroffen ist meist nur ein Ohr, die Erkrankung ist chronisch und derzeit nicht heilbar. Eine salzarme Ernährung kann jedoch helfen, übermäßige Flüssigkeit im Innenohr zu reduzieren.
Wenn dein Tinnitus von Schwindel, Hörverlust oder einem Druckgefühl im Ohr begleitet wird – und diese Beschwerden immer wieder anfallsweise auftreten, ohne Symptome zwischen den Episoden – könntest du an der Menière-Krankheit leiden. Lasse dies von einer Ärztin abklären.
Leider gibt es keine schnelle Lösung, selbst bei „harmlosen“ Formen von Tinnitus. Es gibt jedoch einige Wege, die Beschwerden zu verringern:
Beginne damit, die Ohren zu untersuchen und – sicher – angesammeltes Ohrenschmalz zu entfernen. Stecke niemals ein Wattestäbchen oder Ähnliches in den Gehörgang. Diese früher verbreitete Praxis bringt meist mehr Schaden als Nutzen. Erkundige dich stattdessen in der Apotheke nach Ohrentropfen zur Entfernung von Ohrenschmalz. Diese lösen das Ohrenschmalz sanft, sodass es abfließen oder mit einer Spritze ausgespült werden kann. Auch vorsichtiges Spülen mit lauwarmem Wasser aus einer Ballonspritze kann helfen – diese Methode ist in der Regel sicher, sollte aber nie bei beschädigtem Trommelfell angewendet werden. Im Zweifelsfall: eine Fachärztin aufsuchen.
Weißes Rauschen kann helfen, die Tinnitus-Geräusche zu überdecken oder die Wahrnehmung davon zu unterbrechen.
Weißes Rauschen enthält alle hörbaren Frequenzen gleichmäßig. Auch andere sanfte Hintergrundgeräusche wie Regengeräusche, das Meeresrauschen oder der Ventilator können ablenken und für Erleichterung sorgen.
Weißes Rauschen ist besonders beim Entspannen oder Einschlafen hilfreich, weil Tinnitus in ruhigen Momenten meist am stärksten wahrgenommen wird. Manche schwören auf spezielle Geräte, die weißes Rauschen erzeugen und den Schlaf fördern.
Auch Hörgeräte können Tinnitus lindern und werden vor allem Menschen mit altersbedingtem Hörverlust zur Linderung von Tinnitus empfohlen.
Das Hörgerät verstärkt die Frequenzen, die schwer zu hören sind. Wenn diese Geräusche wieder wahrgenommen werden, muss das Gehirn weniger Lücken „auffüllen“. Hörgeräte wirken besonders bei gleichzeitigen Hörverlusten und Tinnitus auf derselben Frequenz.
Tinnitus hängt mit der allgemeinen Gesundheit und dem Stresslevel zusammen. Regelmäßige Bewegung und ein aktives Leben helfen bei vielen indirekten Ursachen von Tinnitus, wie schlechtem Schlaf, Stress, Ängsten oder Durchblutungsstörungen.
Das ist nichts Neues – moderate Bewegung ist für uns alle wichtig und hält den Körper gesund (so nervig das manchmal auch klingt).
Die beste Mischung besteht aus kräftigenden und ausgleichenden Übungen sowie sanften Dehnungen. Bei Beschwerden wie Kiefergelenksstörungen (TMJ) können gezielte Übungen für Nacken und Schultern helfen.
Für das Management von Tinnitus wurden verschiedene Therapieformen entwickelt. Dazu gehören:
Akustische Therapie, auch Klangtherapie genannt, setzt auf Maskierung, um die Ohren abzulenken, und auf Gewöhnungstechniken, um die Hörwahrnehmung sowie die emotionale Reaktion darauf zu trainieren.
Tinnitus-Retraining-Therapie kombiniert Klangtherapie mit Coaching, um das Gehör-, das limbische und das autonome Nervensystem umzuprogrammieren. Über mindestens 12 Monate lernst du, die für deine Phantomgeräusche verantwortlichen Systeme neu abzustimmen. Es ist zeitintensiv, doch die Erfolgsquote liegt laut Berichten bei etwa 80 %. TRT wird auch gegen Hyperakusis und verminderte Geräuschtoleranz eingesetzt.
Kognitive Verhaltenstherapie zeigt gute Erfolge bei der Bewältigung von Tinnitus. CBT hilft, emotionale und verhaltensbezogene Reaktionen anzupassen und mindert die tagtäglichen Auswirkungen von Tinnitus und anderen Stressoren spürbar.
Tinnitus ist eng mit Stress verknüpft. Wenn du noch keine spezifische Therapie beginnen möchtest, probiere eine Stressreduktionstechnik wie Yoga oder Meditation aus und nutze ein Klangmaskierungsgerät – das kann deinen Ohren zwischendurch Entlastung verschaffen.
Sprich offen mit deiner Ärztin über deinen Tinnitus und scheue dich nicht, nach Lösungen zu suchen. Manchmal verschwindet das Pfeifen nach einer gewissen Zeit von selbst, häufig steckt aber auch eine behandlungsbedürftige Ursache dahinter. Auch wenn es keine vollständige Heilung gibt, kann häufig eine gute Bewältigungsstrategie gefunden werden. Jede Frau verdient Unterstützung.
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