Die prämenstruelle und menstruelle Phase bringt oft unerwünschte emotionale Auswirkungen mit sich. Über Gefühle und den Menstruationszyklus zu sprechen, ist nicht einfach, da Frauen weiterhin für ihre Emotionen beschämt und abgewertet werden. Oft wird dadurch das Erleben von Frauen kleingeredet oder ignoriert. Emotionale Veränderungen während des Zyklus sind vollkommen normal – bis zu einem gewissen Grad. Lassen wir uns gemeinsam anschauen, was genau bei PMS und in den anderen Phasen deines Zyklus passiert.
Von der Pubertät bis zur Menopause verursachen hormonelle Schwankungen zyklische Stimmungsschwankungen bei Frauen weltweit. Dennoch sind wir individuelle Persönlichkeiten und erleben verschiedene Emotionen, wenn das Leben uns herausfordert. Emotional zu sein ist keine Schwäche, aber du solltest auch nicht einfach akzeptieren, dich dauerhaft niedergeschlagen zu fühlen, wenn es deinen Alltag beeinträchtigt.
Hormone spielen definitiv eine große Rolle bei den mentalen und körperlichen Veränderungen während deines Zyklus, besonders an den Tagen vor und während deiner Periode. Die zwei wichtigsten Hormone, die für deine Emotionen und Stimmungsschwankungen sowie für PMS-Symptome verantwortlich sind, sind Östrogen und Progesteron.
Östrogen steigt in der ersten Hälfte des Zyklus, erreicht schnell seinen Höhepunkt und fällt kurz vor dem Eisprung rapide ab: Das ist die Zeit, in der du dich meist am besten fühlst. Progesteron steigt und fällt in einer Art Glockenkurve in der zweiten Zyklushälfte. Während diese beiden Hormone ansteigen und abfallen, um den Fortpflanzungszyklus zu regulieren, verändert sich auch, wie eine Frau emotional auf ihre Umgebung reagiert.
Höherer Östrogenspiegel, besonders in der Follikelphase, wird oft mit mehr Energie und einer insgesamt positiveren Stimmung in Verbindung gebracht. Wenn Östrogen auf dem Höhepunkt ist (rund um den Eisprung), bist du aufgeschlossener, mental belastbarer und kannst Schwierigkeiten leichter bewältigen.
Progesteron ist das wichtigste „Schwangerschaftshormon“, da es die Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung vorbereitet. Progesteron hat meist eine beruhigende Wirkung und fördert Entspannung – besonders ausgeprägt in der Lutealphase (zweite Zyklushälfte), bevor PMS und deine Periode beginnen.
Tritt keine Schwangerschaft ein, wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und der Progesteronspiegel fällt ab. Findet eine erfolgreiche Einnistung statt, bleibt der Progesteronspiegel hoch und unterstützt die Schwangerschaft.
Progesteronschwankungen, vor allem ein plötzlicher Abfall, können zu Reizbarkeit beitragen. Die meisten Frauen bemerken spürbare Unterschiede zwischen ihren Zyklusphasen – sei es durch PMS oder durch das allgemeine Empfinden. Besonders schwierig wird es für Frauen, die unter schweren PMS-Symptomen leiden, sei es durch prämenstruelle Verstärkung, die prämenstruelle dysphorische Störung oder andere Bedingungen.
Die hormonellen Veränderungen während deines Zyklus kann man gut mit Jahreszeiten in der Natur vergleichen: Deine Periode entspricht dabei dem Winter, in dem alles langsamer wird und du mehr Ruhe brauchst. Der Eisprung ist sommerlich – du bist optimistisch und widerstandsfähig.
Es ist wichtig, zu wissen, wie sich jede Zyklusphase in deinem eigenen Körper anfühlt – so kannst du deine Tage besser einschätzen.
Neben hormonellen Veränderungen spielt auch das körperliche Unwohlsein während der Periode eine Rolle: Menstruationskrämpfe, Blähungen, empfindliche Brüste, Heißhungerattacken und Kopfschmerzen. Diese Symptome erhöhen zusätzlich die emotionale Belastung in dieser Zeit.
Wer kann schon voller Energie sein, wenn sie mit Bauchschmerzen, Müdigkeit und der Sorge vor Fleckenbildung kämpft? Natürlich kann ein Tag auch während der Periode großartig sein, aber du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du dich an manchen Tagen einfach niedergeschlagen fühlst. Du bist deshalb nicht weniger leistungsfähig – gib dir selbst die Erlaubnis, es dann etwas ruhiger anzugehen.
Auch der Umgang mit anderen beeinflusst unsere Gefühle direkt. Hast du soziale Kontakte und vertraute Freundinnen, mit denen du sprechen kannst? Fühlst du dich sicher? Vor allem bei starken Periode- oder PMS-Beschwerden können soziale Interaktionen belastend oder sogar isolierend wirken. Warum habe ich heute diese Hose angezogen? Kann ich mit meiner Periode schwimmen gehen? Wem kann ich einen Tampon abluchsen?
Frauen, denen ein sicherer und erschwinglicher Zugang zu Periodenprodukten fehlt, erleben die sogenannte Periodenarmut. Das macht das Menstruieren schwierig und kann erniedrigend sein. Wenn du deshalb Arbeit oder Schule verpasst, wächst der Stress und das Gefühl von Hilflosigkeit. Wenn du ohnehin unter anderen Belastungen leidest, können PMS-Symptome die mentale Gesundheit zusätzlich beeinträchtigen.
Auch unsere Geschlechtshormone wirken auf unsere „Glückshormone“ – also Neurotransmitter wie Serotonin, das die Stimmung, den Schlaf und Appetit reguliert, Dopamin, das nach Erfolgen Glücksgefühle auslöst, Endorphine als natürliche Schmerzlinderung und GABA, das die Nerven beruhigt und die Stimmung ausgleicht. Auch dein Serotoninspiegel wird von den Schwankungen deiner weiblichen Hormone und anderen PMS-Symptomen beeinflusst.
Bis zu einem gewissen Punkt – ja, das ist völlig normal. Weinen ist eine natürliche Reaktion auf verschiedenste Erfahrungen und wichtig für die Selbstregulation. Emotionale Tränen enthalten viele Stresshormone. Durch Weinen regulieren wir Gefühle und bauen Stress ab. Wie Fluchen kann auch Weinen bei Schmerzen helfen.
Es ist absolut nicht schlimm, wenn du dich mal emotional fühlst – das ist ein Teil eines gesunden menschlichen Organismus. Dennoch: Wenn du unter starker Niedergeschlagenheit und unkontrollierbaren Stimmungsschwankungen leidest, könnten ernstere Hintergründe vorliegen.
Versuche, nicht zu sehr an belastenden Gedanken festzuhalten, um dich nicht unnötig zu belasten; im Allgemeinen sind deine Gefühle jedoch legitim, auch wenn sie manchmal unverhältnismäßig erscheinen. Ja, deine Ängste und dein Gehirn können dir Dinge schlimmer erscheinen lassen als sie sind – aber du hast das Recht, all das zu verarbeiten.
Gefühle wie Traurigkeit und Überforderung sind Zeichen deines Körpers, dass etwas nicht stimmt. Manchmal gibt es sehr triftige Gründe dafür.
Wir wissen zum Beispiel, dass der Östrogenspiegel jeder Frau im Zyklus sehr individuell schwankt. Es gibt große Unterschiede, selbst wenn Frauen im gleichen Zyklusabschnitt sind. Zwar können wir die Hormonwerte messen, aber das sagt nichts über die emotionale Empfindlichkeit aus – auch wenn Hormone offensichtlich mitbeteiligt sind.
Viele Frauen mit PMS oder PMDD (prämenstruelle dysphorische Störung) haben „normale“ Östrogenspiegel – das Problem liegt also möglicherweise in der Wechselwirkung der Hormone mit anderen Prozessen im Körper. Manche Frauen erleben Stimmungsschwankungen bei hohen Östrogenspiegeln, andere stabilisieren sich in den Wechseljahren mit niedrigem Östrogenwert.
Bei vielen schlagen steigende Progesteronwerte auf die Stimmung und führen zu Reizbarkeit oder Angst, andere fühlen sich labil beim „Progesteronentzug“. Postpartale, peri- und postmenopausale Depressionen betreffen ausschließlich Frauen und zeigen die Bedeutung der Geschlechtshormone.
Sprich mit deiner Ärztin, wenn deine Stimmungssymptome besonders stark sind.
Hormonschwankungen sind nicht das Einzige, was deinen Körper und dein Denken beeinflusst, wenn du deine Periode hast. Krämpfe, Blähungen und Co. wirken sich messbar auf dein Wohlbefinden aus, was wiederum deine Stimmung beeinflusst. Schmerzen und Beschwerden zu akzeptieren, nur weil sie „zur Periode gehören“, ist nicht nötig!
Das Leben macht während der Periode keine Pause und alltägliche Stressfaktoren bleiben bestehen. Niedrige Hormonlevel an ohnehin „schwachen“ Tagen können das Ganze verschlimmern.
Manchmal ist auch die gewählte Verhütung ein Erklärungsfaktor für Stimmungsschwankungen oder deren Ausbleiben (was manchmal auch nicht ideal ist). Sprich mit deiner Ärztin, ob eine andere Dosierung oder Methode für dich besser wäre.
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD) ist eine besonders schwere Form des PMS, die einen kleinen Anteil der Frauen betrifft. Sie zeigt sich durch massive emotionale und körperliche Symptome in der Lutealphase, meist in der einen bis zwei Wochen vor der Blutung. Die Symptome sind erheblich schwerwiegender als bei PMS und können den Alltag stark beeinträchtigen – sie sollten niemals leicht genommen werden.
Schätzungsweise 3–8% aller Frauen weltweit sind betroffen, also etwa eine unter 20. Das klingt wenig, ist aber dennoch recht häufig. Die Symptome setzen meist in den Mittzwanzigern ein und können in den Wechseljahren nochmal schlimmer werden.
Emotionale Veränderungen im Zusammenhang mit der Periode müssen keine Krankheit bedeuten. Viele Frauen erleben Stimmungsschwankungen, die aber ihren Alltag kaum beeinträchtigen. Trotzdem: Unsere Gefühle spiegeln auch unsere allgemeine Gesundheit – alles, was deinem Wohlbefinden dient, wird sich auch auf deine Stimmung positiv auswirken.
Höre auf deine Bedürfnisse und passe dich deinem aktuellen Zyklusabschnitt an, soweit es möglich ist. Bekommst du genug Schlaf? Bewegst du dich regelmäßig, dehnst deinen Körper, trinkst ausreichend Wasser, bist ab und zu an der frischen Luft? Ernährst du dich ausgewogen?
Selbstfürsorge ist in dieser Zeit besonders wichtig. Meide salzige Speisen, um Blähungen zu verhindern, nimm dir Zeit für leichte Bewegung und viel Schlaf. Sorge gut für dich – du hast es verdient!
Denk an folgende Selbstfürsorge-Tipps:
Wenn keine dieser Basismaßnahmen hilft, deine Symptome zu lindern, oder wenn du nicht einmal mehr für Grundbedürfnisse sorgen kannst, könnte mehr dahinterstecken.
Früher wurden Frauen mit schweren Stimmungsschwankungen als „hysterisch“ diagnostiziert und sogar weggesperrt – weil niemand verstand, was wirklich los war. Noch heute werden Frauenbeschwerden leider oftmals abgetan, anstatt sie gezielt zu behandeln. Auch wenn sich PMS auf viele Arten äußern kann – großes seelisches Leid ist nie normal oder hinnehmbar.
Wenn du wegen deines Zyklus emotionale oder verhaltensbezogene Veränderungen erlebst, die dich stark belasten, suche Unterstützung, die dir guttut. Niemand sollte leiden müssen. Hin und wieder emotionale Tiefs zu haben, ist jedoch völlig normal. Es gibt viele Tipps, mit denen du dich besser fühlen kannst.
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