Wenn die Hormonspiegel nach dem Eisprung zu sinken beginnen, erleben die meisten Frauen einige Veränderungen ihres körperlichen und seelischen Zustands, wie empfindliche Brüste, Blähungen oder Reizbarkeit. Solche Symptome werden oft mit dem prämenstruellen Syndrom (PMS) in Verbindung gebracht. Für diejenigen von uns, die unter einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) leiden, sind die Symptome – insbesondere die emotionalen – deutlich stärker ausgeprägt.
In der prämenstruellen Phase des Menstruationszyklus, also 1–2 Wochen vor deiner nächsten Periode, können eine Vielzahl unangenehmer Symptome auftreten. Sinkende Spiegel von Östrogen und Progesteron führen zwangsläufig zu Veränderungen im Körper; je nach individueller Veranlagung können diese lästig, anstrengend oder sogar lähmend sein. Allerdings glauben wir heute nicht mehr, dass schweres PMS ein unausweichlicher Teil der Menstruation ist.
Die mit PMS verbundenen Unannehmlichkeiten und das „dunkle Mysterium“ der Menstruation zählen zu den häufigsten Gründen, warum dieses Thema so problematisch und in vielen Kulturen immer noch ein Tabu ist. Darstellungen von Frauen, die von Schmerzen, Stimmungsschwankungen und ungewöhnlichen Gelüsten überwältigt sind, tragen zu schädlichen Stereotypen bei, die Menstruation als mysteriös und beängstigend erscheinen lassen – und menstruierende Frauen als Menschen, denen man besser aus dem Weg geht.
Obwohl ein gewisses Unwohlsein leider normal ist, erkennt die moderne Medizin, dass starke Schmerzen, psychische Störungen und andere menstruationszyklusbedingte Symptome, die die normale Funktionsfähigkeit einschränken, keine normalen Varianten darstellen und nicht als solche behandelt werden sollten.
Weltweit wird geschätzt, dass etwa 3–8 % der Frauen, also rund jede zwanzigste, an einer prämenstruellen dysphorischen Störung leiden. Die Symptome der PMDS treten meist in den mittleren Zwanzigern erstmals auf und können in den Wechseljahren noch ausgeprägter werden.
Was die Diagnose und Behandlung von PMDS schwierig macht, ist vor allem der überwiegend emotionale Charakter der Symptome. Die häufigsten Symptome der PMDS sind:
Diese Symptome mögen harmlos erscheinen. Immerhin hat fast jede Person im Laufe des Lebens einige davon in irgendeiner Form – ganz unabhängig vom Zyklus. Aber lass dich nicht täuschen. Wenn eines oder mehrere dieser Symptome chronisch auftreten, können sie stark einschränkend und belastend werden.
Für die Diagnose einer PMDS müssen mindestens fünf dieser Symptome in der prämenstruellen Phase deines Zyklus wiederholt auftreten, deine gesellschaftliche Funktionsfähigkeit beeinträchtigen und unabhängig von den äußeren Umständen vorhanden sein.
Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Der Menstruationszyklus beeinflusst die Funktion des gesamten Körpers, da bestimmtes Hormone, wie Oxytocin, von sehr niedrigen zu sehr hohen Werten schwanken und anschließend wieder sinken. Auch stimmungsregulierende Hormone wie Serotonin, Dopamin und Endorphine können während verschiedener Zyklusphasen stark schwanken. Da jede von uns hinsichtlich genetischer Veranlagung und Umweltbedingungen einzigartig ist, kann dein Körper besonders empfindlich auf Veränderungen bestimmter Hormone oder deren Zusammenspiel reagieren.
Wenn du selbst oder jemand in deiner Familie bereits mit Angst, Depressionen (einschließlich postpartaler Depression) oder einer verwandten psychischen Herausforderung konfrontiert war, steigt auch das Risiko einer PMDS.
Gewohnheiten, die die Ressourcen des Körpers erschöpfen, statt ihn zu nähren – wie Rauchen oder Alkoholkonsum – können ebenfalls zur Entwicklung einer PMDS beitragen. Einige Studien nennen auch einen niedrigen sozioökonomischen Status als Risikofaktor, da Frauen, die mit sozialen und finanziellen Schwierigkeiten kämpfen, oft weiteren Stressfaktoren wie langen Arbeitszeiten, schlechter Ernährung, Sucht, übermäßigem Stress und weiteren Belastungen ausgesetzt sind. Diese wirken sich insgesamt erschöpfend auf den Körper aus und können die Funktion des endokrinen (hormonellen) Systems beeinträchtigen – und somit auch den Zyklus.
Da viele der mit PMDS verbundenen Symptome psychisch bedingt sind und deren Schweregrad nach vagen Maßstäben wie „gesellschaftlicher Funktionsfähigkeit“ beurteilt wird, stellt sich die Frage, was das eigentlich bedeutet. Sozialisierung und die Wahrnehmung von Frauen sind zwangsläufig Teil der Gleichung.
Um sich im eigenen Körper wohlzufühlen, müssen wir die Signale unseres Körpers wahrnehmen und respektieren. Regelschmerzen, schwankende Körpertemperatur, Stimmungsschwankungen und weitere zyklusbedingte Symptome können intensiv sein – dein Körper dankt es dir, wenn du in dieser Zeit einen Gang herunterschaltest. Wenn in deinem Umfeld die Wahrnehmung von „Schwäche“ abgelehnt wird, könntest du sogar kritisiert werden, wenn du über ganz normale prämenstruelle Beschwerden sprichst. Jede von uns muss ein Gleichgewicht finden: Die eigene Wahrheit im privaten und beruflichen Umfeld äußern – unabhängig vom Zyklus, aber nicht mehr als notwendig mit Menschen teilen, die kein Verständnis aufbringen.
Immer mehr Frauen weltweit „umarmen den Menstruationszyklus“ in all seinen Phasen und leben in größerer Harmonie mit den wechselnden Bedürfnissen und Fähigkeiten ihres Körpers. Für Betroffene einer PMDS ist das allerdings eine viel größere Herausforderung.
Erlebst du schwere PMS-Symptome oder hast eine PMDS-Diagnose erhalten, wird das „Umarmen“ aber fast unmöglich. Die Symptome solcher Zyklusstörungen wie heftige Krämpfe, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsschwächen sind real, wirken sich auf alle Lebensbereiche aus und können bei Nichtbeachtung ernste Folgen haben.
PMDS macht den Umgang mit Beziehungen und alltäglichen Aufgaben sehr schwer. Auch mit größtem Einsatz lassen sich die Erkrankung und deren Einfluss auf die Gefühle und Gedanken nicht einfach „überwinden“.
Erlebst du starke Stimmungsschwankungen, reagiere nach Möglichkeit nicht impulsiv, aber unterdrücke und ignoriere deine Gefühle auch nicht. Deine Erfahrung ist legitim – selbst wenn du mit der zusätzlichen Belastung einer PMDS kämpfst.
Um zwischen einer „normalen“ emotionalen Reaktion und PMDS-bedingtem Verhalten zu unterscheiden, ist es notwendig, aktiv Abstand zu gewinnen. Eine Therapeutin kann dich dabei unterstützen, zu verstehen, wie du kommunizierst und deinen Tag so zu planen, dass deine Interaktionen mit anderen und dir selbst positiver werden.
PMDS lässt sich nicht immer heilen, da über diese Erkrankung noch viel Unbekanntes besteht, aber sie kann erfolgreich behandelt werden. Einige nicht-medikamentöse Ansätze sind:
Entspannungs- und andere Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Atemübungen, Achtsamkeitspraxis oder Tagebuchschreiben mögen trivial erscheinen, wenn man schwere PMDS-Symptome erlebt – sie können aber wirklich zu einer Verbesserung des psychischen Wohlbefindens beitragen.
Selbstfürsorge wie ein warmes Bad, entspannende Musik, Massagen oder Akupunktur – auch Selbstmassage – können einen großen Beitrag zum inneren Gleichgewicht leisten. Finde Wege, deinen Körper zu unterstützen und zu beruhigen, während er Herausforderungen meistert.
Fürsorglich mit deinem Körper umzugehen bedeutet auch, einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu wählen:
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten für PMDS-Symptome beinhalten:
Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente aus der Apotheke helfen bei Regelschmerzen und anderen körperlichen Beschwerden. Auch wenn sie häufig auftreten, solltest du Schmerzen nicht unbehandelt lassen, da sie deinem Körper immer – gerade langfristig – schaden.
Antidepressiva werden häufig verschrieben, um die oft mit PMDS einhergehenden Depressionen und Ängste zu behandeln. Da PMDS häufig mit veränderten Serotoninwerten einhergeht, kommen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) zum Ausgleich starker Stimmungsschwankungen und anderer seelischer Symptome infrage.
Kognitive Verhaltenstherapie und andere Psychotherapie-Formen können die psychischen Symptome der PMDS ebenfalls adressieren und Strategien vermitteln, um besser mit ihnen umzugehen.
Hormonelle Verhütung und andere hormonelle Therapien, die den Eisprung unterdrücken, können helfen, die negativen Begleiterscheinungen einer PMDS zu lindern.
Du wirst Unterstützung benötigen, um mit deiner Erkrankung bestmöglich umzugehen. Sprich über deine PMDS-Symptome mit deiner Hausärztin, Gynäkologin und allen weiteren Fachärztinnen, um die individuell beste Behandlung für dein persönliches Beschwerdebild zu finden.
Wenn du mit einer komplexen chronischen Erkrankung wie PMDS konfrontiert bist, betrachte deine Symptome immer im Gesamtkontext deiner Gesundheit und deines Wohlbefindens. Halte dein Blutbild aktuell und achte auf begleitende Erkrankungen, die ebenfalls heftige Stimmungsschwankungen verursachen können, zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen oder Depressionen.
Unsere Körper sind komplexe Organismen, die von vielen einzelnen und ineinandergreifenden biologischen Prozessen gesteuert werden. Achte auf die Signale deines Körpers und scheue dich nicht, Hilfe zu suchen, wenn etwas aus dem Ruder läuft.
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